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Biennale Internazionale dell’Antiquariato di Firenze: Alles und noch viel mehr

Es gibt hier kaum etwas, das es nicht gibt – solange es italienisch ist. Die Biennale Internazionale dell'Antiquariato di Firenze hat als älteste Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt alles, was die anderen nicht haben: die Tradition, die Grandezza und das sehr breit und tief aufgefächerte Angebot an alter Kunst.

Es gibt sogar das Tafelbesteck von Cosimo dem Ersten (1519 – 1574) bei Longari arte, Mailand. Allerdings haben sich zweizinkige Gabeln als wenig praktisch erwiesen, weshalb ihr Gebrauch bei Tisch aufgegeben wurde. Ein Großteil des Angebots ist jedoch etwas weniger speziell auch auf den anderen renommierten Messen der Welt zu finden, nur eben nicht in dieser Menge.

Monumentale Tafelkreuze, kleinere Goldgrundmadonnen, darbende oder verzückte Heilige in Öl, Cäsaren- und Philosophenköpfe aus Marmor und jede Menge Majoliken aus den Werkstätten der Familie della Robbia und anderen sind zu sehen und – anders als in den benachbarten Uffizien – auch käuflich zu erwerben. Sogar eine Kopie der Laokoon-Gruppe hat Laocoon Gallery aus London und Rom in den prächtigen Palazzo Corsini am Ufer des Arno geschafft.

Groß ist auch das Angebot von Malerei des 19. Und 20. Jahrhunderts – strikt italienisch natürlich. Die Macchiaioli etwa sind das einheimische Pendant der französischen Impressionisten und zahlreich hier vertreten. Selbstverständlich gehört auch die italienische Nachkriegsavantgarde dazu – Alberto Burri, Lucio Fontana oder Piero Dorazio. Was die Messe jedoch einzigartig macht, ist die Alte Kunst – und das VIP-Programm, das so gar keine Berührungsängste mit der Luxusindustrie hat. Zahlreiche Modemarken und Juweliere bieten Inhabern einer VIP-Karte exklusive Lounges und Events an – allerdings nicht auf der Messe, sondern in ihren eigenen Geschäften in der Stadt.

Zeitgleich findet die erste Ausgabe der Florence Art Week statt. Nun darf man sich das nicht wie in Berlin vorstellen. Einerseits ist die Stadt dafür zu klein, und die zeitgenössische Kunstszene wenig entwickelt. Andererseits ziehen hier die Institutionen von Anfang an mit. Das relativ neue Museo Novecento eröffnet eine Ausstellung mit Tony Cragg, was vielleicht nicht zu den spannendsten Unterfangen in diesen kunstreichen zwei Wochen bis Anfang Oktober zählt.

Spektakulär ist wie üblich die Olafur Eliasson-Schau, die der Palazzo Strozzi ausrichtet. Das Public Privae Partnership ist bekannt für seine Blockbuster-Ausstellungen wie etwa mit Jeff Koons oder Donatello. Der isländische Künstler verwandelt das Haus in einen Palast der interaktiven Illusionen, mit etwa zehn VR-„Arbeitsplätzen“ im Keller – der ehemals eigenständigen Strozzina – an denen sich Besucher auf einen halluzinatorischen Trip begeben können.

Galerieseitig gibt Florenz nicht allzu viel her. Einer der Söhne von Kenny Schachter soll irgendwo in der Stadt irgendetwas organisiert haben – naja. Die einzige auch international bedeutende Galerie ist Tornabuoni, die neuerdings Fabrizio Plessi vertritt und ihm eine Einzelausstellung widmet, inklusive der drei NFTs „Digital Gold“, die möglicherweise unfreiwillig den Hype auf den Punkt bringen: Digitale Goldbarren beginnen zu schmelzen und tropfen aus dem Bildraum der Monitore, bis nichts mehr von ihnen übrig ist.

Da hält man sich vielleicht doch lieber an das Beständige und investiert sein Geld in abgesicherte Werte, wie sie auf der BIAF angeboten werden.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Biennale Internazionale dell’Antiquariato di Firenze
24.09 - 02.10.2022

Palazzo Corsini
Florenz, Lungarno Corsini
https://www.biaf.it
Öffnungszeiten: täglich 10:30 - 20 h


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