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21. Kunstauktion: Zart bis hart, mit und ohne ismus

Zarter kann ein Kunstmaterial kaum sein: Spinnennetz hat Christian Eisenberger, einer der produktivsten heimischen Künstler:innen der jüngeren Generation, für das Blatt „Das richtige Bestimmen von Winkeln“ verwendet. Mit einem sehr moderaten Rufpreis von 500 Euro geht das 30 x 23 cm große Werk an den Start der 21. Kunstauktion der Ressler Kunstauktionen. Gemeinsam mit einem weiteren, mit Spinnweben behängten Papier hat er es für die Tierhilfe K.O.S. gespendet, die sich um Straßentiere in ganz Europa kümmert.

Natürlich gibt es in der mit 231 Losen bestückten Auktion auch handfesteres zu ersteigern, etwa der Künstlertisch „Zentrale“ von Hans Schabus mit umfassender Ausstattung. Um 5.000 Euro wird das 76,5 x 245 x 115 cm große Objekt ausgerufen. Ein zweites Exemplar befindet sich in der Sammlung des mumok Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Wer es „klassischer“ mag, kann ab 1000 Euro um einen „Balloon Dog“ von Jeff Koons mitsteigern. Allerdings handelt es sich um eine Edition von 999 Exemplaren des berühmten Originals, das 2013 mit 55. Mio USD einen neuen Auktionsrekord für einen lebenden Künstler setzte.

Aus dem höherpreisigen Angebot sticht ein Ölbild von Martha Jungwirth aus dem Jahr 2017 hervor. Mit ihrer gestischen Abstraktion, die sie als bedeutungsoffenes "Äquivalent zur starren verbindlichen Realität" entwirft, hat die Künstlerin zwar über Jahrzehnte immer wieder in Galerien ausgestellt, die wirkliche Anerkennung wird ihr aber erst seit einigen Jahren zuteil. Mit einem Rufpreis von 25.000 Euro ist es auch das teuerste Werk einer Künstlerin in dieser Auktion. Etwas mehr hinlegen muss man für ein Werk der Bad Boys Group Gelatin (oder gelitin). Mit geübter Subversivität arbeiteten Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban ab 2007 an der Werkserie „Guernica“, wobei sich nicht ganz schlüssig nachvollziehen lässt, warum sich die 190x135 cm große Blümchenwiese aus Acryl, Plastilin und geschmolzenem Wachs auf das berühmteste Antikriegsbild des 20. Jahrhunderts bezieht. Wer das in den eigenen vier Wänden weiter ergründen will, kann die Arbeit um mindestens 28.000 Euro plus Aufgeld ersteigern. Klar Stellung bezog dagegen immer Manfred Deix. Der Karikaturist und Cartoonist brachte die österreichische Seele zur Kenntlichkeit, immer ordinär und ein wenig grauslich. In seinem als Gutenachtgeschichte angelegten alternativ erzählten Lebensweg des kleinen Hitler, verpackt er das Grauen gekonnt in das sprichwörtliche Lachen das im Hals steckenbleibt und entlarvt dabei lässig alle Geschichtsschwurbler.

Die meisten weiteren, zu Preisen zwischen 50.000 und 300 Euro zum Aufruf kommenden Kunstwerke stellen einen guten Querschnitt der österreichischen Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts dar: Von Aktionismus bis zur Gruppe Wirklichkeiten, den Neuen Wilden zum phantastischen Realismus, den Künstlern aus Gugging bis zu österreichischer Pop Art und zeitgenössischen Werken, die auch ganz ohne „ismus“ auskommen.

Mehr Texte von Werner Remm

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21. Kunstauktion
26.09.2022 17:00

Ressler Kunst Auktionen
1100 Wien, Absberggasse 27, c/o Ostlicht
Tel: +43 1 600 5630, Fax: +43 1 600 56304
Email: auktion@resslerkunst.com
http://www.resslerkunst.com


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