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What, how and for whom

Unter den vielen schönen Sätzen zu den noch viel schöneren Künsten sticht unserer Meinung nach der folgende speziell heraus. Er stammt von Barnett Newman, und weil der ein Amerikaner war, sei der Satz auch in dessen Muttersprache zitiert: \"Sculpture\", so geht er, \"sculpture is what you bump unto when you back up to see a painting.\" Wir rechnen bei der Anführung im Original mit der Nachsicht der Leserschaft sowie mit ihrer Beherrschung des einschlägigen Idioms. Mit der Nachsicht der Besucherschaft und ihrer Beherrschung des einschlägigen Idioms rechnen auch die immer zahlreicher werdenden Ausstellungen, die sich in das Mäntelchen des Angelsächsischen kleiden, wenn sie ein Motto suchen. Das Problem, das sich bei diesen forschen Translationen ergibt, erklärt sich daraus, daß die besagten Veranstaltungen in Österreich stattfinden, daß die titelgebende Versammlung ihrerseits aus Österreichern besteht und die englischsprachige Überschrift entsprechend nicht minder österreichisch klingt. \"What, how and for whom\" müssen wir uns da tatsächlich mit der Kunsthalle Exnergasse fragen, doch vielleicht hilft uns und den Studierenden der Angewandten sowieso nichts anderes als ein sofortiges \"Moving Out\". Für \"The Greatest Happiness Principle Party\", an der die Secession gerade festhält, ist es wohl schon zu spät. \"Double Life\" hält uns, wie die Generali Foundation (!) weiß, fest in seinen Klauen: Wir leben ein Doppelleben, eingespannt zwischen Pidgin und Denglisch, und da kann sich dann keiner mehr vorstellen, daß \"Doppelleben\" tatsächlich ein deutsches Wort ist, geprägt von Goethe, bezogen exakt auf jenen Sachverhalt eines ästhetischen Rollenspiels, dem die Generali nun eine international gemeinte Ausstellung widmet. Ob sie es wohl so genannt hätten, wenn sie es gewußt hätten? David Crystal, der Verfasser der renommierten Cambridge Enzyklopädie der Sprache, hat jüngst darauf hingewiesen, daß im New-Speak der Globalisierung nicht nur unzählige Dialekte und Hunderte von Hochsprachen verlorengehen, sondern vor allem auch jener Fundus an Ausdrücken und Begriffen leidet, in dem alle herumkramen. Das prominenteste Opfer der allgemeinen Verballhornung ist das Englische selbst.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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