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Von frisch bis abgestanden – Die Satelliten in Basel

Bei den Basler Satelliten tut sich wieder etwas. Sogar wenn sich nichts tut, wie im Fall der Liste. Die war im letzten Jahr aus der Warteck-Brauerei auf das Messegelände in das Stockwerk über der Art Unlimited gezogen – coronabedingt, wie es damals hieß. Das fällt als Argument jetzt aus. Wenn die Positionierung Dauerzustand wird, könnte man auch gleich so ehrlich sein und den mühsamen Zutritt über einen etwas abgelegenen Eingang mit zusätzlichem Ticketkauf abschaffen und die Liste in die Muttermesse integrieren. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass die Veranstaltung längst nicht mehr die “Young Art Fair“ ist, sondern Talentschmiede und Zwischenlager für die Art Basel. Wobei das mit dem Talent so eine Sache ist. Tatsächlich sind in der aktuellen Ausgabe mehr Galerien aus eher entlegenen Regionen als in den Vorjahren dabei, die bisher wohl kaum jemand auf dem Schirm hatte. Doch das reguläre Kojensetting macht gegenüber dem verwinkelten Industriebau deutlich, wie abgestanden das Wasser ist, mit dem hier teilweise gekocht wird. Gleichwohl lassen sich hier immer noch Entdeckungen machen, und das sogar zu Einsteigerpreisen. Miniaturlandschaften von Sophie Varin sind bei Sultana aus Paris ab 1.100 Euro zu haben. Verkauft habe die Galerie fast ausschließlich an neue Kunden. Das Preisniveau sei ,so dass man die Sachen auch einfach mitnehmen könne, erklärt Guillaume Sultana. "Es gibt aktuell viele junge Künstler um die 30, die eine größere Sichtbarkeit haben in Frankreich, als das noch vor einigen Jahren der Fall war."

Nach wie vor hinterlässt die June Art Fair den Eindruck, die bessere Liste zu sein. Nach der unglücklichen Pandemie-Ausgabe in einer abseits gelegenen Messehalle hinter der Design Miami Basel und der Buchmesse I never read, ist die hippe Veranstaltung heuer wieder im angestammten Keller, einem ehemaligen Tresor untergebracht, wo sie ihren holprigen Charme entfalten kann. Der Züricher Galerist Fabian Lang kann sich für die krächzende und rumpelnde Installation einer kranken Band des 28-jährigen Künstlers Tobias Bradford kein besseres Setting vorstellen. 18.000 Franken kostet die vierteilige Arbeit, die auch einzeln funktioniert. Dann sind zwischen 6.000 und 8.000 Franken fällig. Einsteigerpreise sind das eher für amerikanische Verhältnisse. Allerdings sind die Galerien hier zwar jünger, aber durchaus etabliert. Mit 19 Teilnehmern hat die June eine perfekte Größe für dieses Format.

Die Volta scheint nach einem unterirdischen Auftritt im letzten Jahr eine Chance zu haben, noch einmal die Kurve zu kriegen. Kamyar Malecki, seit drei Jahren Direktor der Messe, ist Realist: "Wir wissen, wo wir stehen und was wir tun müssen." Er möchte jedes Jahr hochkarätige Kooperatiosnpartner aus wechselnden Ländern gewinnen. In diesem Jahr ist es die ATHR Foundation aus Jeddah. "Ich sehe mich als collaborator", erklärt er in sympathischem Denglisch. Er arbeite hart und versuche alles, die guten ehemaligen Aussteller zurückzugewinnen. Ernst Hilger aus Wien ist einer von ihnen. Er möchte herausfinden, ob das post-pandemische Basel wieder in Schwung kommt. Das zu beurteilen, ist es noch ein wenig zu früh. Die Volta scheint immerhin auf einem guten Weg, der allerdings noch weit ist ist.

Der Neuzugang steigt in diesem Jahr von oben ein: Rund drei Dutzend Galerien, darunter viele Art Basel-Aussteller präsentieren sich im Basel Social Club, den vier Szene-Akteure in einer leerstehenden Villa aus den 1930er Jahren eingerichtet haben. Zu den prominenten Teilnehmern gehören Neu und Meyer Riegger aus Berlin, Layr aus Wien, Franco Noero aus Turin oder angesagte Newcomer wie Schiefe Zähne aus Berlin. Extravagantes Retro-Ambiente, Pool, Café sowie eine Bar und ein sofort ausgebuchtes Pop Up-Restaurant haben die Veranstaltung zum It-Place dies Jahres gemacht. Zudem kostet die Teilnahme für die Galerien lediglich 1.500 Euro. Der Basel Social Club beweist, dass mit frischen Ideen durchaus noch mit neuen Formaten erfolgreich sein kann.

Die Websites der Messen:

Liste
June Art Fair
Photo Basel
Volta
Design Miami Basel
Basel Social Club

Mehr Texte von Stefan Kobel

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