Abschlussarbeiten 2022: Kunst und Kunstarbeit
Noch bis zum 1. Juli präsentieren die Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien ihre Abschlussarbeiten in den Räumen des Akademiegebäudes, dem Atelierhaus in der Léhargasse, den Bildhauerateliers in der Kurzbauergasse und den Ausstellungsräumen in der Eschenbachgasse. Der Großteil der Werke entstand am Institut für bildende Kunst und dem für das künstlerische Lehramt, einzelne Splitter stammen aus den Abteilungen Architektur, den Kunst- und Kulturwissenschaften und PhD in Practice. Ein Programmflyer führt durch den dichten Werkreigen, die Fülle der Präsentationen macht das Auffinden einzelner Arbeiten aber manchmal schwierig. Was Umfang und technische Ausführung betrifft muss man die Arbeiten der Architekt*innen wirklich hervorheben. Inhaltlich waren das interessante Projekte: Maximilian Pertl zeigt beispielsweise auf, wie man das thermodynamische System von Lichtführung und Luftzirkulation wie es in Treibhäusern angewendet wird, auf die Fassadengestaltung von Wohnhausanlagen übertragen kann (Thermal Garden, Lehárgasse).
Zu den Arbeiten aus dem Institut für bildende Kunst:
Aurelia van Kempen (Muldengold, Eschenbachgasse) hat einen Shop für Hühnerhaut-Handtaschen aus Latex gestaltet, der auch als Beauty- bzw. Tattoostudio dient – Anmeldung per Instagram. Das stellt so ziemlich die Spitze an avantgardistischer Form dar. Bodenständiger der Ansatz von Leo Mayr, der sich dem uralten Genre der plastischen Nachbildung von Menschen angenommen hat (Humans of Late Capitalism, Schillerplatz) und hinter diesen Arbeiten selbst zurücktritt – in einer Umgebung, die von viel „Ich-Kunst“, selbsttherapeutischen Ansätzen, halbgaren Reflektionen über ein Medium und pseudowissenschaftlichen Strategien geprägt ist. Die Materialstudien der Bildhauerinnen und Bildhauer sind, qua Ausbildung, oft souveräner als die ihrer Kolleg*innen aus der Malerei und Fotografie, denen der Objektcharakter ihrer Arbeiten nicht ganz geheuer ist. JJ Ramsauers monumentale Bitumen-Leinwände sind ein gutes Beispiel dafür, wie Inhalt und Form einander ergänzen (Pix Tumens, Kurzbauergasse). Eine überraschende Erkenntnis: die Texte, die solche Diplompräsentationen produzieren, stehlen den Kunstwerken selbst unter Umständen die Schau. Albin Bergström zeigt sich jedenfalls als fantastischer Erzähler (This is not to be repeated, Kurzbauergasse) und auch Charlotte Gash hat mit Breeder or Sucker (Kurzbauergasse) ein glaubwürdiges Filmskript samt Setting hinbekommen.
21.06 - 01.07.2022
Akademie der bildenden Künste Wien
1010 Wien, Schillerplatz 3
http://www.akbild.ac.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa, So 12-19 h