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Supermarket und Market Art Fair in Stockholm

In Schweden, sagt man, ist man mit Corona anders umgegangen. Masken gibt es keine, aber die Hüllen für moderne Kunst sind auch erst vor wenigen Wochen gefallen. Es gibt sie wieder, die Kunstessen. Die Market Art Fair fand diesmal von 29. April bis 1. Mai in der Liljevalch- Kunsthalle statt.

Der Ort ist Programm. Was den Wienern die Secession, ist für Stockholm Liljevalchs. Erstmals wurden die Pforten des ersten unabhängigen Ausstellungshauses in Schweden 1916 geöffnet. Der Mäzen Carl Fredrik Liljevalch hatte für die Errichtung des Gebäudes einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Als Sieger ging Carl Bergsten hervor. Er hat das erste Ausstellungsgebäude mit Oberlichte in Schweden – entstanden nach dem Vorbild der Kunsthalle Hamburg – geschaffen.

Für die 16. Market Art Fair waren 38 Galerien aus Skandinavien, Deutschland und der Schweiz mit 70 Künstlern angereist. Die Stockholmer Art Basel-Teilnehmer Andrehn Schiptjenko waren mit Theresa Traore Dahlberg und deren „Hakiki – the Hare“ Hasen vertreten. Martin Asbaek aus Kopenhagen zeigte Werke von Peter Bonde. Der dänische Biennale-Teilnehmer von 1999 überraschte mit abstrakten Farbfeldmalereien auf Spiegelglas. Die isländische Galerie i8 aus Reykjavik war dieses Jahr (nach Coronazwangspause) wieder an der Messe. Man konnte vier (ein Paar und zwei Einzelarbeiten) Aquarelle aus dem Studio von Olafur Eliasson an der Messe zeigen. Die Arbeiten gelten als sehr rar und wurden bereits bei einer Galerieausstellung im vergangenen Jahr fast komplett verkauft.
Die Galerie Forsblom aus Helsinki hatte sich für eine Einzelausstellung des schwedischen Künstlers Jesper Nyren entschieden. Inspiriert von der Landschaft seiner Heimat stellt er diese in fiktiven Zusammensetzungen abstrakt dar. Seit seinem Abschluss am Königlichen Institut für Künste in Stockholm wurde er nicht nur mit dem Marabou-Kunstpreis und dem Baertling-Stipendium ausgezeichnet, sondern ist mit Arbeiten in zahlreichen Sammlungen vertreten.
Der Stockholmer Platzhirsch Wetterling mit Galerie am Kungsträdgården zeigte Werke von Dina Isaeus-Daggfeldt an den Wänden und Skulpturen von Claes Hake im Messestand. Die abstrakte Malerin Isaeus-Daggfeldt setzt sich in ihren Arbeiten mit Bewußtsein auseinander. Spiritualität und Intuition finden eine Aussage durch ihren Malduktus. Es geht ihr um den engeren Charakter des Malens und Schaffens. Claes Hake arbeitet meistens in Stein – zuweilen auch mit Plastik (seit den 1960ern), Bronze und Ton. Aus dem öffentlichen Raum kennt man seine überproportionalen Bögen und Tore.
Nicolai Wallner Aus Kopenhagen haben ihre Kassenschlager Elmgreen & Dragset und Jeppe Hein im Gepäck. Am Ende sitzen wir alle in einem Boot, wie Elmgreen & Dragset eines ihrer Werke titulierte. Die Galeri Bo Bjerggard aus Kopenhagen kam mit ihren Kronjuwelen. Per Kirkebys (im November 2021 gab es eine umfangreiche Galerieausstellung mit verfügbaren Werken aus dem Nachlaß) in Erdtönen gehaltenes überdimensional großes Werk war ebenso verkauft wie Werke von Tal R, der zeitgleich im Stockholmer Privatmuseum Artipelag gezeigt wurde.
Karin Mamma Andersson, Tal R und Ragnar Kjartansson haben bei Borch Editions aktuelle Papiereditionen angeboten. Für Letzteren ist es die erste Druckedition überhaupt, die sich mit 25 Radierungen und sieben Holzdrucken präsentiert. Flammen in rot und gelb auf schwarzem Hintergrund – als Symbol für Destruktion und Kreation – ein Thema, das Ragnar Kjartansson seit seiner Kindheit beschäftigt.

 

Die Market Art Fair war erfrischend und tut gut. Die Qualität der Kunstwerke war hoch, die Galerien reputiert und die Besucher waren interessiert und kauffreudig. In Schweden gibt es eine breite Mittelschicht der Bevölkerung und so trägt diese Regionalmesse der nordischen Länder  einen wichtigen Anteil zum Kunstmarkt bei.

Und die nächste Messe wurde gerade abgehalten. Die Supermarket – Stockholm Independent Art Fair öffnete am 26. Mai (bis 29. Mai) ihre Pforten im Stockholmer Stadtteil Skärholmen. Der Ort ist für den Loppis, den Flohmarkt bekannt. Statt second hand gibt es frische Ware aus der Kunstwelt. Auf 2.000 m2 zeigen 60 Galerien Kunstwerke.

Spannend sind die Aussteller ob ihrer Herkunft. Aus Örnsköldsvik in Nordschweden reiste die LOCOMOTIVE Galerie an. Das Künstlerkollektiv wird als non-profit Organisation geführt und vom Schwedischen Rat für Kunst unterstützt.
Die georgische Galerie Obscura aus der Hauptstadt Tiflis ist eine unabhängige Plattform für Gegenwartskunst, die seit 2013 besteht. Unterstützt werden aufstrebende Künstler, die sowohl in den traditionellen Medien arbeiten wie auch performativ tätig sind. 
Gallery 70 aus Tirana bezeugt, daß es auch eine Kunstszene in Albanien gibt. In den fünf Jahren des Bestehens wurden sowohl etablierte wie auch aufstrebende Künstler gefördert.
Redaktion, ein von Künstler:innen geführtes Kunstmagazin und Ausstellungsraum aus Luzern ist der einzige Beitrag aus der Schweiz.
Auch die Ukraine war durch eine Galerie, die Garage33. Gallery-Shelter vertreten. Die queere, hypride, experimentelle, nicht hierachische und nicht binäre Künstler-Galerie besteht seit 2019 und versucht über Grenzen hinweg aktiv zu sein. Das ist wohl gerade unter den gegenwärtigen Umständen eine besondere Herausforderung.

Aus Österreich war ein Aussteller angereist. Basement aus der Grundsteingasse im 16. Wiener Bezirk, geführt von Claudia-Maria Luenig, zeigt sechsmal im Jahr Ausstellungen in den Galerieräumlichkeiten. 

Die Supermarket Art Fair ist seit vielen Jahren ein Fixpunkt in der Stockholmer Kunstszene. Die Atmosphäre ist frisch, die Preise moderat und man holt ein Stück internationale Kunst – abseits der Mainstream-Kunstgrößen – nach Schweden.

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Market Art Fair: --> marketartfair.com

Superamrket Art Fair: --> supermarketartfair.com

Mehr Texte von Iris Stöckl

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