
Hundertwasser-Memorabilia statt politikkritischer Kunst
Gerlinde Riedl, derzeit Geschäftsführerin der stadt wien marketing gmbh übernimmt in Zukunft die Geschäftsführung des Kunst Haus Wien. Man wolle mit der Wahl der früheren Mediensprecherin des ehemaligen Kulturstadtrates Andreas Mailath Pokorny die „Marke Hundertwasser wieder in den Vordergrund rücken“, so Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Das Kunst Haus Wien solle sich in Zukunft noch stärker mit den Themenbereich Umwelt und Klima befassen damit es auch für jüngeres Publikum interessant werde.
Nun hat das Kunst Haus Wien gerade unter der Leitung von Bettina Leidl und mit der Kuratorin Verena Kaspar-Eisert genau das auf interessante und innovative Weise vorgeführt. Der Schwerpunkt Fotografie widmete sich jenseits jeder Musealisierung Fotografinnen und Fotografen, die an den Verwerfungen unserer Gesellschaften nicht die Augen verschlossen, sondern die Linse draufhielten. Neue Sichtweisen und neues Sehen in ihrer Fotografie entwickelten und damit der Gesellschaft tiefe Einblicke in das eigene Sein ermöglichten und mit behutsamen Dokumentationen den Outskirts von Orten wie Gemeinschaften widmeten. Dazu wurden in der Garage künstlerische Auseinandersetzungen mit den Themen Klima und Umwelt gezeigt, die den aus einer anderen Zeit stammenden Ideen Hundertwassers aktuelle Standpunkte hinzufügten und zu zeitgenössischen Diskursen einluden.
Wenn nun Gerlinde Riedl, deren Qualifikation im Bereich Management sowie Presse- und PR-Arbeit keineswegs in Zweifel gezogen werden, gewählt wurde um „einerseits das Museum national und international als erste Adresse für Umweltthemen zu vermarkten und andererseits die Thematik des Klimawandels an eine breite Öffentlichkeit nachhaltig und niederschwellig zu kommunizieren“ (Wien Holding-Chef Kurt Gollowitzer) dann will man mit der Besetzung seitens der Wien-Holding offenbar noch mehr touristisches Angebot rund um Hundertwasser inszenieren und das Haus zu einem Kommunikationszentrum der Klimapolitik der Stadt Wien umfunktionieren. Kulturpolitische Überlegungen spielten dabei offenbar keine Rolle, denn wie die Tageszeitung Der Standard berichtete, war Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler von der Wien Holding nicht einmal konsultiert worden.
Wien verliert damit nicht nur einen Ausstellungs- und Vermittlungsort für zeitgenössische Fotografie, sondern auch einen kritischen künstlerischen Think-Tank zu Klima und Umweltthemen. Dafür kann im Kunst Haus Wien dann die klima- und umweltpolitische Notwendigkeit diverser Stadtstraßen mit einer Hundertwasser-Spirale niederschwellig kommunizieren.
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Abbildung: Außenfassade KUNST HAUS WIEN © Paul Bauer
