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Auktion 19: Von der österreichischen Seele

Am 8. Februar ist Gerhard Roth, ein Archäologe des Hintergründigen und der versteckten Gewalt im politischen Leben, mit 79-jährig verstorben. Die 19. Auktion der Ressler Kunst Auktionen bringt ein Erinnerungsstück an zwei wichtige Bücher des Autors. Günter Brus gestaltete 1984 die Buchcover für Gerhard Roths „Landläufiger Tod“ und „Dorfchronik zum Landläufigen Tod“. Dazu haben Heike Curtze und Sabine Knust eine Mappe mit sieben weiteren Radierungen von Brus in einer Auflage von 35 Stück herausgegeben. Die Mappe Nr. 17 geht nun zum Rufpreis von 5.500 € an den Start. Neben Günter Brus sind auch die weiteren Wiener Aktionisten sowie die Klassiker österreichischer Kunstgeschichte gut in der Auktion vertreten, mit „Will und Isa“ stellt Otto Mühl das höchst bewertete Kunstwerk der Auktion (Rufpreis € 45.000,-).

Österreichische Kunst des frühen 20. Jahrhunderts ist mit einer Studie zu Gustav Klimts Bildnis „Hermine Gallia“ (Rufpreis € 32.000) vertreten. Die Geschichte der Familie Gallia, die eine bedeutende Kunstsammlung, Werke der Wiener Werkstätte und u.a. mehrere von Josef Hoffmann eingerichtete Zimmer ihrer Wohnung in der Wohllebengasse besaß, ist gut dokumentiert. Tim Bonyhady, Historiker und Urenkel von Hermine Gallia veröffentlichte 2013 mit dem Buch „Wohllebengasse“ nicht nur eine Chronik der jüdischen Unternehmerfamilie, sondern auch ein Zeitdokument des frühen 20. Jahrhunderts in Wiens Kunst- und Sammlerszene. Klimts Ölbildnis von Hermine Gallia (die bereits 1936 verstorben war) konnte von ihren Töchtern vor den Nazis gerettet und ins Exil nach Australien verschifft werden. Die Familie wollte das Bild zum Dank für die Aufnahme dem Australischen Staat zum Geschenk machen, die Art Gallery of New South Wales lehnte es allerdings ab, da es nicht dem Geschmack der Australier:innen entspräche. Heute hängt das Werk in der National Gallery in London, eine weitere Studie besitzt das Cleveland Museum of Art, Ohio, USA.

Vergleichsweise günstig ist ein Blatt mit zwei originalen Gummidrucken von Egon Schiele. In einer Auflage von 200 Stück herausgegeben, waren die Blätter wohl ursprünglich der Luxusausgabe der ersten großen Publikation von Sammler Rudolf Leopold über Schiele aus dem Jahr 1972 beigelegt. Zum Rufpreis von € 1.000,- ist die Nummer 198 nun ersteigerbar.

Nicht die Seele, sondern das Sehen wollte Alfons Schilling mit seiner Kunst neu definieren. In der Serie der autobinären Stereobilder ging es ihm um den physischen wie geistigen Standpunkt zur Malerei. Beginnend bei 9.000 € kann man eine 170x128 große Malerei aus der Serie zur weiteren Standortbestimmung erwerben.

Knapp einhundert Jahre jünger als Klimts Zeichnung sind zwei Fotografien von Eva Schlegel. Die Identität beiden abgebildeten Frauen tritt allerdings zugunsten einer Auseinandersetzung mit dem Frau-Sein an sich in den Hintergrund. Beide Werke starten jeweils bei 6.000 €. Die bedeutendste Künstlerin Österreichs ist diesmal mit einem Portrait vertreten, allerdings nicht von ihrer Hand. Der Fotograf Franz Hubmann, der viele heute ikonische Porträtfotografien von Künstler:innen geschaffen hat, besuchte Maria Lassnig 1998 in ihrem Atelier und es entstand eine kleine Porträtserie aus der ein Vintage-Print zum Rufpreis von € 1.500,- zur Auktion kommt. Weiters gibt es von Hubmann noch Aufnahmen von Pablo Picasso, Friedensreich Hundertwasser, H.C. Artmann und Oskar Werner.

Auktion: Montag, 21. Februar 2022, Beginn 17 Uhr
Vorbesichtigung: Freitag, 18. bis Montag, 21. Februar 2022
täglich 12 – 18 Uhr (auch Samstag und Sonntag)

--> Zum Auktionskatalog

Mehr Texte von Werner Remm

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Auktion 19
21.02.2022 17:00

Ressler Kunst Auktionen
1100 Wien, Absberggasse 27, c/o Ostlicht
Tel: +43 1 600 5630, Fax: +43 1 600 56304
Email: auktion@resslerkunst.com
http://www.resslerkunst.com


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