Werbung
,

Herbert Achternbusch - Von Andechs nach Athen: Alles sehr professionell

Herbert Achternbusch kommt aus Bayern. "Dieses Land hat mich kaputt gemacht, und ich bleibe solange hier, bis man ihm das ansieht", sagte er über den Freistaat in einem seiner Filme. Darin heißt es auch: "In Bayern gibt es 60 Prozent Anarchisten, und die wählen alle die CSU". Der Verfasser dieser Rezension kommt auch aus Bayern. Er hat den Achternbusch seinerzeit für solche Sätze geliebt. Später hat er den Achternbusch bewundert, weil die Emmi, die Wirtin vom "Gläsernen Eck" gleich hinter den Münchner Kammerspielen, immer schon die Halbe Bier in der Hand hielt, wenn der Theater- und Filmmacher nur bei der Tür hereinschaute. Achternbusch hatte es zum Original gebracht. Des Meisters Metapher für die dimpflig-distinguierte Existenz, die man südlich der Donau führt, ist Andechs, der Name einer geistlichen Liegenschaft, die alles hat, was ein Kloster braucht: eine Brauerei nämlich. Für eine Doppelbegabung hat der Verfasser dieser Zeilen den Achternbusch dafür nie gehalten. So skurril und zwischen Schwach- und Hintersinn changierend ihm dessen Sätze daherkamen, so schmalbrüstig fand er Achternbuschs Bilder. Ihre seltsame Expressivität und ihr forciertes Ernstmeinen droht sogar dem Schillernd-Ironischen seiner Texte in die Parade zu fahren. Manchmal ist das Visuelle eindeutiger als das Sprachliche: Dann stellt es bloß, daß Achternbusch gar nicht soviel hat an Leichtigkeit. Nun sind über 80 bildnerische Arbeiten von Achternbusch im Wiener Künstlerhaus zu sehen. "Von Andechs nach Athen" ist die Chose überschrieben und erinnert schon im Titel an den Griechenkult der Wittelsbacher. Vorher war das Ensemble von Aquarellen und Skulpturen sehr passend in der Münchner Glyptothek ausgestellt. Achternbusch stellt sich also in die Nachfolge des Königs Ludwig (des ersten; der Cousin von Sissi ist der zweite!). Er wühlt ernst, ja geradezu, wie man in Bayern sagt, bierernst, im Mythologischen und bedient sich zur Darstellung der alten Heroen sehr adäquat ein wenig bei der Vasenmalerei und etwas mehr beim Picasso von dessen Spätzeit. Alles ist sehr professionell gemacht, die Rahmen sitzen blendend, und das Sperrholz ist wirklich sperrig. Alles sehr professionell. Wie war das noch mit den Anarchisten?
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Herbert Achternbusch - Von Andechs nach Athen
01 - 24.06.2001

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: