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Elsa & Johanna - The Plural Life of Identity: Heranwachsen irgendwo im Nirgendwo

Der Anblick scheint seltsam vertraut, junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsenenalter an Orten, von denen man ebenso wenig weiß, wie sie sich weiter entwickeln werden. Die Suche nach Identität im Singular oder als Paar findet in Zonen statt, die nicht wirklich heimelig zum Verweilen einladen, vielmehr Zwischenstationen des Transit bedeuten. Parkplätze, Imbissbuden, Brachland zwischen urbanen Raum und Pampa, derlei Räume sind an keine nationalen Merkmale oder Eigenschaften gebunden. Die Orte, an denen sich die Szenen in der Ausstellung „The Plural Live of Identity“ präsentierten, mögen wechseln. Was indes gleich bleibt, sind die beiden Protagonistinnen, die immer wieder in verschiedene Rollen schlüpfen.

Die beiden Französinnen Johanna Benaïnous und Elsa Parra, hatten sich 2014 während eines Auslandssemesters an der New Yorker School of Visual Arts kennen gelernt und beschlossen fortan unter Elsa & Johanna gemeinsame Sache zu machen. Kongenial agieren sie in ihren Serien als Akteurinnen während sie gleichzeitig auch hinter der Kamera agieren, penibel für Kostüm, Maske sowie Settings verantwortlich zeichnen und mit der nötigen Empathie ihre Figuren in Räume und Situationen (ver)setzen, die in Beleuchtung, Stimmung und Requisite bis ins kleinste Detail inszeniert werden.

Man mag bei derlei nachgerade performativ wirkenden Szenarien an Cindy Sherman oder Jeff Wall denken, fühlt sich angesichts der Stimmungen und dem auf den Weg gebrachten Narrativ an Tina Barney, David Lynch, Martin Parr oder Tracey Moffatt erinnert. Eben das ist durchaus von den beiden Künstlerinnen intendiert. So feinsinnig jedes der einzelnen Individuen konstruiert und nachgezeichnet ist, so sehr sind die zu Serien zusammen gefassten Arbeiten auch Kunst über Kunst.

Nach der vom Münchner Stadtmuseum übernommenen wunderbaren Retrospektive „Hermann Landshoff – Porträt Mode Architektur Fotografien 1930-1970“ ist „The plural Life of Identity“ die erste von Stefanie Patruno, der neuen Direktorin der Städtischen Galerie, kuratierte Schau für das Haus, für die beiden Künstlerinnen ist es die erste Einzelpräsentation in Deutschland. In Karlsruhe, wo die staatliche Kunsthalle wegen Umbauarbeiten für die nächsten Jahre geschlossen bleibt und am ZKM das Ende der Ära von Peter Weibel als Direktor langsam eingeleitet wird, erscheint die frische Brise, die da nun neuerlich aus der Städtischen Galerie weht, wohltuend und lässt für die Zukunft hoffen.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Elsa & Johanna - The Plural Life of Identity
18.11.2021 - 13.03.2022

Städtische Galerie Karlsruhe
76135 Karlsruhe, Lorenz­­­­straße 27
Tel: +49 721 133-4401 /-4444
Email: staedtische-galerie@karlsruhe.de
https://staedtische-galerie.de/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 10-18, Sa, So 11-18 h


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