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Auf, Ab und daneben in Basel

Die rumpelige Warteck-Brauerei war eh immer eine Mogelpackung. Den studentischen Charme eines Off Spaces pflegte die Liste ganz bewusst. Vermittelte die verwinkelte Industrie-Architektur doch den Eindruck, hier könnten die im Privatjet aus Übersee eingeflogenen Sammler:innen noch Cutting Edge quasi frisch aus dem Atelier kaufen. Corona hat mit diesem Mythos gründlich aufgeräumt. An eine pandemie-gerechte Ausrichtung im Stammhaus war beim besten Willen nicht zu denken. Jetzt ist die Messe räumlich dort angekommen, wo sie als Rangierbahnhof der Art Basel inhaltlich längst hingehört: in einer Messehalle der MCH Group. Und siehe da: Der weißen Wand einer herkömmlichen Messekoje hält längst nicht alles Stand, anderes wiederum kann sich hier erst entfalten. Immerhin profitiert die Liste vom diesjährigen Trend zum Kauf aktuelle Produktion, so dass die meisten Aussteller auf ihre Kosten kommen dürften.

 

Sehr viel Platz zum Entfalten hat die June Art Fair, eine kleine Galeristengründung, die in den letzten beiden Jahren in den Kellerräumen der ehemaligen Freymond-Guth Fine Arts residierte. Selbst der Zuwachs um rund die Hälfte auf knapp 30 Galerien kann den Eindruck gähnender Leere in der kaum ausgeschilderten und daher nur schwer zu findenden Halle hinter der Design Miami nicht wesentlich verbessern. Dabei hat gerade diese Veranstaltung das größte Potential aller Satelliten.

 

Sowohl photo basel im Volkshaus, als auch paper psoitions basel im etwas weiter entfernten Ackermannshof bieten mit ihrer Fokussierung auf jeweils ein Medium zwar eine charmante Ergänzung des Programms, sind jedoch aufgrund der beengten Räumlichkeiten in ihrem Entwicklungspotential begrenzt. Das führt zu spärlichem Besucherzuspruch, was es wiederum schwer macht, mehr renommierte Galerien zur Teilnahme zu bewegen.

 

Richtiggehend tragisch ist die Entwicklung der Volta. Spätestens seit ihrem Umzug in Gewerbehallen kurz vor der französischen Grenze zeigt die Tendenz nach unten. Die Übernahme der Messe durch Ramsay Fairs (u.a. Affordable Art Fair und Pulse) dürfte der Entwicklung nicht zuträglich gewesen sein. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen unter der Kuppel der Markthalle am Bahnhof SBB spannende Präsentationen zu sehen waren. Nachdem die Scope in Basel aufgegeben hat, scheint die Volta ihre Nachfolge antreten zu wollen. Damit fehlt dem galeristischen Mittelstand, der zu klein ist für die Art Basel und nicht avantgardistisch genug für die Liste und die June, ein Forum in Basel. Letztlich ist das auch kein gutes Signal für den gesamten Standort, denn damit wird auch dem sammelnden Mittelstand schwerfallen, sich in der Stadt repräsentiert zu sehen.

Die Websites der Messen:

Liste
June Art Fair
Photo Basel
Paper Postitions Basel
Volta

Mehr Texte von Stefan Kobel

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