
Das Halbjahr der Frauen – der Kunstmarkt-Bericht von UBS und der Art Basel
Der Kunstmarkt wird weiblich – nicht (nur) weil Künstlerinnen wiederentdeckt und endlich auch im Hochpreissegment des globalen Kunstmarktes angekommen wären, sondern vor allem durch einen bemerkenswerten Anstieg von Käuferinnen im Segment der „High-Net-Worth Individuals“. Das betrifft eine Kundengruppe, die jederzeit auf liquide Mittel von mindestens einer Million US-Dollar zugreifen können. Diese Erkenntnis ist nur eine von vielen, die der aktuelle Halbjahresbericht zum globalen Kunstmarkt der von Clare McAndrew für UBS und Art Basel rechtzeitig vor der Messe in Basel zusammengestellt wurde.
Dass die Pandemie teils große Löcher in die Verkaufsstatistiken gerissen hat wusste man bereits, überraschend ist jedoch die rasante Erholung des Marktes, die vor allem von der Gruppe der Millenials, also den zwischen den frühen 1980ern und späten 1990ern Geborenen getragen wird. Ihre durchschnittlichen Ausgaben für Kunst im ersten Halbjahr betrugen rund 378.000 Dollar wobei Kunstkäuferinnen nochmals wesentlich mehr gegenüber den Männern für Kunstwerke ausgaben – immer bezogen auf die reichste Käufer:innenschicht. Der Reichtum kommt allerdings nicht überall gleich an. 45% der Galerien meldeten Rückgänge, sogar gegenüber dem ohnehin schwächeren 1. Halbjahr 2020. Das trifft vor allem den Handel in Europa, dem ein deutlicher Anstieg in Asien gegenübersteht. Den höchsten Rückgang hatten übrigens Galerien in Großbritannien zu verzeichnen, wo der Brexit jetzt richtig spürbar wird.
Onlinekäufe bleiben stabil oder steigen
Das Pandemiejahr 2020 war das Jahr der Online-Shops und und Online-Viewing-Rooms der Kunstmessen, ein Trend der sich auch dieses Jahr mit Steigerungen im unteren und mittleren Marktsegment fortsetzt. Nur bei großen Galerien mit Jahresumsätzen von über einer Million $ gingen die online Verkäufe leicht zurück, auf 34% bis 39% der Umsätze. Im Onlineverkauf aller Umsatzkategorien stellen übrigens neue Käufer:innen ohne vorherigen Kontakt die wichtigste Kundengruppe dar.
Malerei bleibt wichtigstes Medium
Auch wenn wesentlich mehr online gekauft wird, machen die Galerien mit den klassischen künstlerischen Medien Malerei, Arbeiten auf Papier, Skulptur und Editionen mit einem Anteil von 88% die besten Umsätze. Nur bei den jüngsten Käufer:innen, der sogenannten Gen Z, spielt digitale Kunst eine größere Rolle, wobei der Anteil am Gesamtmarkt gerade einmal 0,5% beträgt. NFTs werden trotz der Initiativen einiger Galerien nach wie vor direkt über die diversen Plattformen an- und verkauft, wobei der Markt nach einem Rückgang nun wieder anzieht.
Die meisten Galerien erwarten übrigens für die Zukunft eine Steigerung ihrer Umsätze, was sich auch mit den Aussagen der Kunstsammler:innen deckt, die den größten Anteil ihrer Käufe direkt in den Galerien und erst in zweiter Linie über Auktionen tätigen.
--
Abbildung: Detail aus "Gold Series" von Rudi Mantofani
