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Große Geste in Extremadura

Ein Tor tut sich auf in einer engen Altstadtstraße von Cáceres in Extremadura und öffnet einen Durchgang zu den niedriger gelegenen Teilen der Stadt, den es bisher nicht gab und der Anwohnern wie Besuchern einen langen Umweg erspart. Außerdem bietet er den Zugang zum strahlend weißen Neubau des im Februar eröffneten Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear, den Tuñón Arquitectos hinter und neben dem im Vergleich dazu bescheidenen älteren Teil der Sammlung errichtet haben. Auf beeindruckende 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bei insgesamt 8.000 Quadratmetern Gesamtfläche bringt es das Denkmal, das sich die Grande Dame der spanischen Kunstszene in einem ziemlich einmaligen mäzenatischen Akt gesetzt hat.

Dass die Galeristin Helga de Alvear schon immer auch bei Kollegen gekauft hat, ist in der Szene bekannt. In welchem Ausmaß und mit welch sicheren Auge sie das tut, wird erst jetzt sichtbar. Über mehrere Geschosse hoch und tief gebaut stapeln sich die Ausstellungsräume, in denen es keine rechten Winkel gibt.

Doch nicht nur der Bau und sein Inhalt, der sich von der Klassischen Moderne über die spanische Avantgarde der 1980er Jahre bis zur aktuellsten Produktion und über alle Medien von Malerei bis monumentalen Installationen und Videos erstreckt, beeindrucken.

Es ist vor allem die großzügige Geste, mit der die Sammlerin ihre Schätze der Allgemeinheit zur Verfügung stellt und für die sie auch noch bezahlt, an der sich Sammler in unseren Breitengraden durchaus Anregungen holen können. Die – erstaunlich niedrigen – Baukosten von zehn Millionen Euro teilen sich de Alvear und die Region Extremadura, das Grundstück und die Architektenleistungen hat sie selbst beigesteuert. Und natürlich die riesige Sammlung, die sie in eine Stiftung eingebracht hat, die von ihr und der öffentlichen Hand gemeinsam getragen wird. Und wer auf dem Weg zwischen Unter- und Oberstadt mal kurz Kunst anschauen möchte – vielleicht auch nur für einen kurzen Blick – kann das ohne weiteres tun. Denn der Eintritt ist und bleibt ebenso frei, so wie die Nutzung der Bibliothek oder der Bildungsangebote jedem Interessierten offensteht. 

Essl, Haselsteiner, Lauffs, Olbricht – liest hier irgendjemand mit? Das ist der Unterschied zwischen Mäzenatentum und Steuersparmodell.

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Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear
--> fundacionhelgadealvear.es/

Mehr Texte von Stefan Kobel

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