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Schillernd, düster und gebrochen

Es ist schon recht spannend, was Filme eines Jahres gemeinsam haben. Nehmen wir nur als Beispiel das einigermaßen ferne 1932. Da gab es "Die Maske des Fu Manchu", "Die Mumie", "Vampyr - Der Traum des Allan Grey", "The Old Dark House" und "Freaks". Man ist versucht, 1932 noch nachträglich zum Jahr des sinistren Horrors zu erklären. Der Taschen-Verlag widmet sich nicht bloß einzelnen Jahren, sondern fasst in einer neuen Buchreihe die Filmhöhepunkte ganzer Jahrzehnte zusammen. Jürgen Müller arbeitet sich von den Neunzigern rückwärts. Zuletzt erschienen ist der Band "Filme der 80er". Das Kompendium enthält eine sehr angenehm zu lesende Einführung in die Filmästhetik der achtziger Jahre, in der Müller die These vertritt, das Kino jener Jahre sei der Oberfläche verpflichtet, die offenbart und verbirgt zugleich. Ein von 1981 bis 1990 reichender, schön bebilderter und gut kommentierter Katalogteil informiert über insgesamt 146 Filme. Abgerundet wird das Ganze durch einen äußerst praktischen Anhang, in dem sich ein alphabetischer und ein nach Entstehungsjahr sortierter Index der Filme, ein Register und ein Verzeichnis der Oscar-Gewinner der Dekade findet. Die Achtziger, so erfahren wir, waren das Jahrzehnt, in dem das Kino seinen alten Rang zurück eroberte. Es war das Jahrzehnt, in dem der Begriff Blockbuster entstand. Nach einer gewissen Nüchternheit im Kino der Siebziger kehrte in Filmen wie "Blade Runner", "Es war einmal in Amerika" oder "Conan, der Barbar" eine verloren geglaubte visuelle Opulenz auf die Leinwand zurück, auf der in fantastischen Parallelwelten selbst die Vergangenheit neu und schöner erstand, als sie jemals gewesen sein mag. Im postmodernen Zitat fand sich ein Mittel, Vielschichtigkeit zu evozieren. Die so entstandene visuelle Verdichtung bewirkte tatsächlich eine Verschiebung hin zur Oberfläche. Das Kino der Achtziger, so zeigt dieses gebundene Konzentrat, war schillernd, düster und gebrochen. Wem das auch heute noch vom Auge in die Seele läuft, wird von diesem Buch nicht lassen können. Jürgen Müller (Hg.): Filme der 80er, Taschen Verlag, Köln 2002, 864 S., ISBN 3-8228-1735-X
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