Die Verachtung
Mit seinen Ministern für Kunst und Kultur hatte Österreich in den letzten zwanzig Jahren nicht gerade überschäumendes Glück. Es begann mit Elisabeth Gehrer (ÖVP), die es gegen alle guten Ratschläge und trotz der großzügigen Kompromissbereitschaft von Maria Altmann zustande brachte, dass die von den Nazis geraubte „Goldene Adele“ und vier weitere Werke von Gustav Klimt das Belvedere (und Österreich) verlassen mussten.
Ihr folgte Claudia Schmied (SPÖ), von der ich nur noch weiß, dass sie den Direktor des MAK, Peter Noever, als Innenausstatter ihres Büros engagierte. Mit Josef Ostermayer (SPÖ) folgte zumindest ein Mensch mit einer echten Begeisterung für Kunst und Kultur. Mit der Kanzlerschaft von Christian Kern musste Ostermayer gehen, er galt zu sehr als Mann Faymanns. Thomas Drozda, der Nächste in der Liste, „vergaß“ nach seinem Ausscheiden, dem Belvedere ein für das Ministerbüro ausgeliehenes Bild von Kurt „Kappa“ Kocherscheidt zurückzugeben – wollen wir auch das seinem Interesse für Kunst zuschreiben.
Über Gernot Blümels Ambitionen für Kunst und Kultur möge besser der Mantel des Schweigens geworfen werden – es gab diese Ambitionen schlicht und ergreifend nicht. Auch Werner Kogler ist in dieser Hinsicht ein unbeschriebenes Blatt Papier; da ist niemand, der ihn je bei einer Ausstellung, einer Lesung oder im Theater oder in der Oper gesehen hätte. Ein Glück noch, dass er die von Kunst und Kultur ebenso unbeleckte Ulrike Lunacek durch die parteilose Andrea Mayer ersetzen ließ, die sich als Ansprechpartnerin der Künstlerinnen und Künstler sehr gut macht, aber leider nichts zu sagen hat. Denn der gesamte Kulturbereich „genießt“ in der Regierung Kurz eine, sagen wir, untergeordnete Bedeutung – und das ist noch ein Euphemismus.
Wen wundert’s also, dass schon mit dem „lighten“ Lockdown Museen, Theater, Opernhäuser und Veranstaltungshallen zugesperrt wurden – und das trotz ihrer ausgeklügelten Sicherheitsvorkehrungen.
Und heute: Buchhandlungen sind zu, Waffengeschäfte offen. Die Künstlerinnen und Künstler sitzen auf dem Trockenen; Spielhöllen kassieren Millionen vom Staat, vermutlich sind sie „systemrelevant“. Die Regierung Kurz II hat ihre Verachtung für die „Kulturverliebten“ auf den Punkt gebracht.
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Abbildung: Regina Aigner/BKA