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Kunstmesse mit Mehrwert (oder eher: mehr Wert)

Während man in Hong Kong den Schaden der Art Basel Absage möglichst gering halten möchte, hat die Organisation der Frieze mit ihrer Expansion nach Los Angeles das große Los gezogen - zumal wohl auch noch mehr Interesse geweckt, da US-Amerikaner, wenn sie gegenwärtig nach China reisen, nicht mehr in die USA retour dürfen. Das gilt übrigens auch für internationale Besucher. Die US-Grenzbeamten sind da sehr streng.

Zahlende Besucher an der Frieze hingegen müssen schon fast Lotterie spielen, um Einlass gewährt zu bekommen. First Release Tickets waren schon Wochen vor der Veranstaltung ausverkauft. Second Release Tickets sind "very limited" - und nur online buchbar. Die gesamte Messe ist cash-free.

Für Preisinteressierte, denen es sicher gleich sauer aufstößt, nachfolgende Eintrittspreise:

Friday Premium Preview (12-8pm): $500 (including a Curated Tour, free magazine & tote bag)
Friday Preview (12-8pm): $275 (including free magazine & tote bag)
Friday Preview (12-2pm): $265
Friday Preview (1-3pm): $225
Friday Preview (2-4pm): $225
Friday Private View (3-5pm): $175
Saturday or Sunday General Admission: $125
Booking fees apply

Also mal ernsthaft, wenn ich mir die Freitag Premium Preview als zahlender Gast gönne, muss mir das USD 500,- (zuzüglich Buchungsgebühr) wert sein. Aber immerhin bekommt man eine geführte Messetour, ein Magazin und ein Stoffsackerl (eine tote bag). Am Valentinstag (der in den USA bekannterweise zelebriert wird) - und das ist besagter Freitag - ein wahrhaft romantisches Date um schlappe USD 1.000,- pro Paar (ohne Candle Light Dinner, versteht sich), dafür zusätzlich Buchungsgebühr (weil es ja nur prepaid Tickets gibt).

Eine andere Geschichte ist das Wochenende! Als zahlender Gast an einem normalen Messetag USD 125,- (zuzüglich Buchungsgebühr) für einen Eintritt zu bezahlen, der die Galeriensektion beinhaltet (nicht nur talks only) - da frag ich mich schon, ob das nicht out of the art world ist.

Bettina Korek, die Executive Direktorin der Frieze Los Angeles meinte in einem Statement: "Last year the debut of Frieze Los Angeles riveted the city to art, and the art world to Los Angeles. This year we are again inviting Angelenos and visitors alike to enjoy a celebratory experience of art in LA."

Bei der limitierten Anzahl von Eintrittskarten wird das wohl eher eine Privatparty für Auserwählte. Für alle, die es geschafft haben, zu den Galerien vorzudringen: Die zweite Frieze Los Angeles findet wieder in den Studios von Paramount Pictures statt. Gut 70 Galerien nehmen an der Messe teil, außer Ropac (die Galerie scheint mit der Paris-Location auf) niemand aus Österreich. Als Highlights werden Galeriesolopräsentationen von Avery Singer (Hauser & Wirth) und James Turrell der gemeinsam von Pace und Kayne Griffin Corcoran vertreten wird (neben einer überdimensionalen LED-Installation gibt es an einem eigenen Stand noch die neuen Glasarbeiten), gezeigt.

Neu ist die kuratierte Sektion mit "emerging galleries" aus Los Angeles, die seit maximal 15 Jahren bestehen. Gezeigt werden Soloschauen und kuratierte Projekte, die von Rita Gonzalez (Kuratorin der Terri und Michael Smooke Sammlung und Leiterin der Abteilung für Contemporary Art im LACMA) ausgewählt wurden.

Unter den gezeigten Positionen befinden sich neue Arbeiten von Calida Rawles zu Themen wie der Marginalisierung von schwarzen Frauen (Various Small Fires, Los Angeles) und eine Doppelpräsentation von Aria Dean und Helen Johnson über Geschichten und Ideologien von Körper, Sprache, "Blackness" und den Amerikanischen Süden in konzeptionellen Bildern und Skulpturen (Château Shatto, Los Angeles).

Als Zusatzprogramme gibt es Projects, Featured Films (wie Matthew Barneys neuer Film Redoubt) und Talks, die außerhalb der Galeriensektion stattfinden und zu einem ermäßtigen Eintritt (aber nur dort) Einlass gewähren. Rechtfertigt das den Eintrittspreis?

Der Frieze-Sponsor Deutsche Bank hat einen neuen Kunstpreis geschaffen - den Deutsche Bank Frieze Los Angeles Film Award, der aufstrebende Filmemacher aus Los Angeles auszeichnet. Na gut, wir sind in Los Angeles und wenn der Film etwas mit Kunst zu tun hat, naja.

Ein Thema, das omnipräsent ist - art patronage.

Die conversations on patronage finden an den Publikumstagen Samstag und Sonntag im Sherry Lansing Theatre in den Paramount Pictures Studios statt. Schwerpunkte sind Sammeln, institutionelles Fundraising und direkte Unterstützungen (gemeint sind in diesem Zusammenhang auch Künstlerprojekte auf Kunstmessen). Und da schließt sich für mich auch der Preis zum Messeeintritt.

Der großartige Museumgründer und Direktor Pontus Hjulten (neben dem Museum of Contemporary Art in Los Angeles (1981) gründete er auch das Moderna Museet in Stockholm, das Centre Georges Pompidou in Paris, die Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn und war der erste Direktor im Palazzo Grassi in Venedig) hat es vorgemacht. Man sammelt eine Crowd potenter, kunstinteressierter Menschen um sich, animiert sie zum Kauf von Kunstwerken, die in zukünftigen Ausstellungen gezeigt werden oder als Leihgaben und Schenkungen in die Museen kommen sollen und entertaint die Zahlenden mit Messen und Society Events. Das findet gerade in Los Angeles statt. Man kauft sich in Boards ein, wird Patron und "dekoriert" seine Villen mit Werken, die Museumsdirektoren gemeinsam mit Interiordesigners aussuchen - in Abstimmung mit den Architekten, die Villen designen. Und genau diese "Crowd" findet sich auf der Frieze wieder. Kunstwerke und Künstler werden zu Staffagen und Marionetten, die auf Befehl der Galeristen auf Rechnung der Käufer performen.

 

-->frieze.com/fairs/frieze-los-angeles

 

ALAC und FELIX - zwei sehenswerte Satellitenmessen

Als sympathische Veranstaltung im Hollywood Athletic Club (gegründet übrigens von Charlie Chaplin 1924) am Sunset Blvd. wartet die Art Los Angeles Contemporary (ALAC) auf. In ihrer bereits 11. Auflage stellen dieses Mal 45 Galerien auf zwei Etagen aus. Unter den acht europäischen Ausstellern befindet sich keine einzige österreichische Galerie.

Highlight sind neben der Location, die in den Anfangsjahren das höchste Gebäude in der Stadt war, die Arbeiten von John Baldessari und Analia Saban am Stand von Mixografia aus Los Angeles.

--->artlosangelesfair.com

Felix macht glücklich - eine mit 63 Ausstellern (darunter 24 aus Europa, keine davon aus Österreich) zum zweiten Mal stattfindende Parallelmesse lädt ins Hollywood Roosevelt Hotel ein.

12.000 Gäste waren zu der ersten Ausgabe im vergangenen Jahr gekommen. Die Stimmung ist gut und alles wirkt easy - wie eine Kunstmesse eben sein soll. So macht Kunst Freude!

-->felixfair.com

Mehr Texte von Iris Stöckl

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