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1) Color; 2) Hole; And 3) Joke - Selected works on paper: Die scheinbar kleine Form

Zur Saisoneröffnung 2020 zeigt Christian Meyer in seiner gemeinsam mit Renate Kainer betriebenen Galerie Arbeiten auf Papier. Ausgestellt sind Werke internationaler Künstler*innen von den 1980er Jahren bis zur unmittelbaren Gegenwart.
Dabei lässt sich in den Arbeiten ein narrativer episodischer Zug feststellen. Sie nehmen u.a. Anleihen am Formen- und Farbenrepertoire der Pop Art. Die sehr gelungene Gegenüberstellung lädt zum Schlendern zwischen den Werken ein.

Den Beginn machen japanische Buntstiftzeichnungen von Yoshitomo Nara und Hinterglasbilder des Österreichers Florian Pumhösl im ersten Raum. Nara zeichnet einzelne, etwas klein geratene Wesen oder kindliche Erwachsene, die in Flugzeugen über das Papier flitzen. Es sind aggressive, lärmende Gesten die er beschreibt und sie stehen in unmittelbarem Kontrast zu den meditativen Hinterglasbildern von Florian Pumhösl. Dabei ist der Ausgangspunkt von Pumhösls Zeichnungen alles andere als ein friedlicher. Grundlage der Zeichnungen bilden Bewegungen von Kriegsschiffen. Schon 2005 entwickelte Pumhösl den Film „Animated Map“, der sich auf die mit Animationen versehenen Luftaufnahmen von Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs bezog. Am Ende trägt Pumhösl, nach all dem Pathos, nur reduzierte poetische Linien auf das nüchterne und kalte Glas auf.

Im Hauptraum von Meyer Kainer sind Arbeiten der Künstler Raymond Pettibon, Franz West, Heimo Zobernig sowie der Künstlerinnen Ulrike Müller, Rachel Harrison und Amelie von Wulffen zu sehen.

Eine malerische Entwicklung lässt sich beim Vergleich zweier Werkserien von Heimo Zobernig feststellen. Da ist zum einen die 1984 entstandene 19-teilige Serie von Gouachen, die anlässlich seines Besuchs von Palladio Villen im Veneto entstanden ist. Zobernig bedient sich dabei des architektonischen Formenrepertoires wie des Ovals oder der Kreuzformen und zeichnet manchmal Gesichter in die gedachten Abschlusssteine ein. Es ist eine in die Fläche gedachte Architektur, die Zobernig hier malt und zeichnet. Weiters interessiert ihn der künstlerische Dialog zwischen dargestellten Formen und der Wahrnehmung durch den Betrachter.

Eine völlig andere Ästhetik weisen die zwischen 2016 und 2019 entstanden A4-Formate in Acryl auf Papier auf. Es sind teils duftige teils düstere horizontale Farbbahnen, die anlässlich der Auseinandersetzung Zobernigs mit Farbtheorie und Farbenlehre entstanden sind.

Vergleichende Betrachtung ermöglicht auch die Gegenüberstellung der Biennale-Teilnehmerin Ulrike Müller und der Künstlerin Amelie von Wulffen, die Aquarelle und Tusche auf Papier aufbringt und eine Art herzmanovskische Welt entstehen lässt. Da sind Backenzähne auf Krücken zu sehen und Birnen gehen im Regen spazieren. Es ist die kleine Form die Wulffen interessiert und die sie auch ausreizt. Ähnlich wie bei Zobernig ermöglicht das kleine Blatt Papier experimentelles Ausprobieren, das aber dennoch eine Geschichte erzählt.

Ulrike Müller bedient sich in ihren Monotypien auf Papier des Verfahrens der Reduktion. Ein grüner Krug wird so oft unterschiedlich färbig gedruckt bis er als flächige Lasur fast im Bildgrund verschwindet. Eine rote Blume scheint auf den Papier zu schweben. Vorder- und Hintergrund verschwimmen. Ein Oben und Unten des Bildes scheint unwichtig zu werden.  

Natürlich thematisiert die Ausstellung auch die Kontextualisierung von Arbeiten auf Papier. Sie stellt die Frage wie sich Arbeiten verändern sobald sie das Atelier verlassen und wie der äußere Rahmen auf die Arbeiten zurückwirkt.

Christian Meyer ist mit der von ihm kuratierten Ausstellung eine fast schon museale Präsentation gelungen, die mehr Appetit auf derart gute Kunst macht.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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1) Color; 2) Hole; And 3) Joke - Selected works on paper
17.01 - 30.04.2020

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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