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Tala Madani - Shit Moms: Nicht nur zur Weihnachtszeit...

Nicht nur zur Weihnachtszeit pflegt die Kunstgeschichte ein allzu verklärtes Bild von Mutterschaft. Mütter, diese madonnenhaften Wesen, liebevoll sich aufopfernd für die eigene Brut, Rabenmütter sind da eher selten. „Die Jungfrau das Jesuskind züchtigend“ von Max Ernst gilt diesbezüglich ganz buchstäblich als Gassenhauer. Zu derlei Aktivitäten können sich Tala Madanis “Shit Moms“ nicht aufraffen, sie bleiben höchst passiv, spielen bestenfalls eine Nebenrolle. Ins Zentrum hingegen rücken Kleinkinder im Windelalter, die sich mit einer braunen zur Frauenfigur geformten Masse beschäftigen, damit schmieren, davon kosten. Madani hinterfragt die Rolle von Mutterschaft und damit all jene Erwartungen, die damit verbunden sind. Selbstzweifel sind da durchaus realistisch, welche junge Mutter fühlt sich nicht bisweilen wie ein Häufchen Scheiße.

Bevor die Künstlerin selbst Mutter wurde, richtete sie in ihren Trickfilmen wie in der Malerei das Augenmerk auf eher unattraktive Vertreter der Spezies Mann. Die Typen waren meist bärtig, latent übergewichtig, nicht mehr ganz jung dafür spärlich bis gar nicht bekleidet. Sich unbeobachtet fühlend, folgten sie in einer nahezu kindlichen Unbefangenheit ihren Trieben und pissten, kackten und ejakulierten nach Herzenslust. Entsprechend verfuhren diese Herrn mit den üppigen rosa Torten aus der Serie „Cake paintings“ mit der Madani vor gut zehn Jahren ihren Einstand am Kunstmarkt feierte.

Ob nun junge Mutter oder ältliche Männer, die Figuren werden zu tragisch Helden, die nicht ohne Komik ihre Krisen durchleben. Eine besondere Lichtführung tut das übrige, damit daraus kleine Dramen werden. „Licht selbst als Medium – projiziert, brillant, strahlend“, interessiert die Künstlerin wenn den Malgrund im diffusen Dunkel lässt und nur einzelne Szenerien mit dem gemalten Lichtstrahlen spärlich erhellt und lesbar macht.

Jene Projektionen sind das verbindende Element der drei Werkgruppen, die nun, kuratiert von Jeanette Pacher, im Hauptraum der Secession gezeigt werden. Neben den „Shit moms“ und acht früheren Trickfilmen, die auf Monitoren als loop laufen, sorgen drei ihrer „Corner Projections“ für spezielle Ecklösungen im Raum. Jeweils zwei Leinwände treffen hier im rechten Winkel zueinander. Die eine zeigt einen eingeschalteten Filmprojektor, die andere ein Abbild dessen, was eben projiziert wird.

Diese gewisse Obsession für kinematographisches Licht ist das verbindende Element in Tala Madanis Gemälden wie Trickfilmen. Jenseits dessen sind ihre Arbeiten frech bis böse, überaus reflektiert und von einer nachgerade unheimlichen Komik.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Tala Madani - Shit Moms
23.11.2019 - 09.02.2020

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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