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Wie wir arbeiten wollen - Kollektives Handeln und künstlerische Komplizinnenschaft: Komplizinnen im Kollektiv

Dass Feminismus im Kunstbetrieb mehr sein kann als ein Kampf um eine bessere Präsenz von individuellen Künstlerinnenpositionen im neoliberalen Ausstellungswesen, zeigt derzeit die Ausstellung „Wie wir arbeiten wollen – Kollektives Handeln und künstlerische Komplizinnenschaft“ im „weissen haus“ in Wien. Die von Synne Genzmer und Georgia Holz kuratierte, engagierte Präsentation stellt nämlich Künstlerinnenkollektive vor, in denen gemeinsam und gleichberechtigt, meist prozesshaft, ästhetisch gearbeitet wird. Dabei legt die Ausstellung einen besonderen Fokus auf die unterschiedlichen Arbeitsweisen dieser Kollektive. Gemeinsam aber ist allen Gruppen zumindest die Absage an eine Autorenschaft der Einzelnen und auch die Relativierung eines objektbasierten Werkbegriffes. Gerade durch diese beiden Aspekte gelingt es den Künstlerinnenkollektiven sich dem Starsystem des Kunstbetriebes und seiner Fetischisierung von „genialen“ Kunstwaren zu entziehen. So werden die Hierarchien des neoliberal-globalisierten Kunstbetriebes nicht nur diversifiziert, sondern mehr oder weniger abgeschafft.

Da ist z. B. der „Austria-Tabak-Kalender DIE DAMEN“, 1990, zu sehen. Konzipiert wurde dieser Kalender von dem Kollektiv DIE DAMEN, gegründet 1987 von ONA B, Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen und Ingeborg Strobl, im Auftrag der Austria-Tabakwerke. Auf jedem der 12 Blätter parodieren DIE DAMEN gängige Rollenklischees, indem sie sich in parodistischen Posen, etwa beim devot-lustvollen Bügeln und Staubsaugen, inszenierten, das zu bewerbende Produkt aber unsichtbar hielten. Ausgestellt und zum Verkauf angeboten sind auch 7 Ausgaben des Magazins „Eva & Co“, das von 1982 – 1992 erschien und als erste feministische Kulturzeitschrift Europas gilt. Im oberen Stockwerk des „weissen hauses“ dann stellt das 2001 gegründete offene Kollektiv „a room of one‘s own“ in dem Video „Feministische Forderungen sind tragbar“, 2002, kleidsame Röcke vor, auf denen feministische Denksprüche wie „I thought it was private but actually it concerns everybody“ oder „What I needs no excuses!“ zu lesen sind. Selbstverständlich fehlen in „Wie wir arbeiten wollen – Kollektives Handeln und künstlerische Komplizinnenschaft“ die „Guerilla Girls“ nicht. Ebenfalls im oberen Stockwerk sind u.a. eine Auswahl der aggressiven Poster, etwa „Do Women Have to Be Naked to Get into the Met.Museum?!, 1989, der legendären Künstlerinnen mit den Gorillamasken zu sehen.

Den ausgestellten Artefakten gleichberechtigt sind die in der Ausstellung gezeigten Videos mit Gesprächen der beteiligten Kollektive. Gerade hier, mehr noch als in den Ausstellungsstücken, werden die diversen künstlerischen Strategien und Arbeitsweisen der Künstlerinnen deutlich. Unbedingt anschauen!

Mehr Texte von Raimar Stange

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Wie wir arbeiten wollen - Kollektives Handeln und künstlerische Komplizinnenschaft
02.10 - 09.11.2019

das weisse haus
1010 Wien, Hegelgasse 4
Email: buero@dasweissehaus.at
http://www.dasweissehaus.at/


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