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Rashaad Newsome - Shade Compositions: Collagierte Weiblichkeit

Die Galerie Stadtpark zeigt noch bis zum 4. Juni großformatige Videoarbeiten von Rashaad Newsome, einem der begehrtesten Künstler der jungen Generation New Yorks. Betritt man den abgedunkelten Hauptraum der Galerie, so ist man mit einem 20minütigen Video konfrontiert, in dem 21 afroamerikanische Frauen vor Mikrophonen stehen und mit Lauten und Gesten Verhaltensformen der amerikanischen schwarzen Unterschicht überzeichnen, ja fast schon parodieren. Es sind abwehrende und sich behauptende Gesten mit einem gewissen Maß an Aggressivität, deren Eindruck noch verstärkt wird, indem die Frauen mit dem Mund oder mit den Fingern rhythmische Geräusche erzeugen. Es sind dies Affekte, die losgelöst von ihrem ursprünglichen Kontext seriell wiederholt werden. Verstärkt wird dieser Aspekt noch durch an die Wand projizierte Großaufnahmen einzelner Frauen, die Newsome während der Performance mit einer kleinen umgebauten Wii-Konsole dazuschneidet. Dabei handelt es sich um bereits aufgezeichnete Videosequenzen, aber auch live aufgenommenes Ton – und Filmmaterial, das durch Videomixing und Loops in die Performance eingeschleust wird. Die Wii-Konsole ist aber zugleich auch eine Art Dirigentenstab, mit der Rashaad Newsome den nächsten gewünschten Einsatz anzeigt. Diese abgefilmte Perfomance mit ihren Inserts und screen tests ist 2009 entstanden und nun in der Galerie Stadtpark zu sehen. Betrachtet man als europäische Frau Newsome’s „Shade Compositions“ so stellt sich angesichts dieser Art der Präsentation ein gewisses Unbehagen ein. Die PerformerInnen, allesamt ausgeprägte Charakterköpfe und Schönheiten, werden hier in einem weiblichen Abwehrgestus vorgeführt, der bis ins kleinste Detail ausgefeilt ist. Die Figuren selbst haben keinen eigenen Spielraum mehr. Die Präsentation ist genauestens geplant, spontane Einfälle kann nur der „Conductor“, der Künstler Newsome selbst durch Druck auf die Wii-Konsole einspielen. Der Dirigent der weiblichen Ausdrucksform ist hier männlich. Gerade bei so heiklen Themen wie Geschlechterdifferenz, sozio-ökonomischer Benachteiligung von Frauen und auch Frauenhass in der afroamerkanischen Community und darüber hinaus, ist bei der Erzeugung von eindimensionalen Bildwelten Vorsicht geboten. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein patriarchalischer Mann weiblichen Gettohabitus vorführt und choreografiert. Er selbst meinte vor einem Jahr in der Zeitschrift „The Advocat: "I'm fascinated by ghetto body language used by black and Latino women and how it is integrated into popular culture all around the world and how that transcends class levels. When does it become a part of contemporary global culture and when does it lose that lower-class stigma?" Diese These wird zu diskutieren sein. Das Vorführen der weiblichen Rollenmuster, bzw. das Imitieren dieser möglichen Zuschreibungen wird von der zweiminütigen Filmsequenz, die am Beginn von „Shade Compositions“ steht, unterstrichen. Es handelt sich dabei um eine SW-Sequenz, die in mehreren Close Ups einen weiblichen Körper entlangfährt, der sich nach einer gewissen Zeit als der einer männlichen Drag Queen entpuppt. Im Stil der 80er Jahre geschnitten und auch mit einem Song von 1989 unterlegt, ist es ein männlich-begehrlicher Blick auf vermeintliche Formen des Weiblichen. Und es ist eine Parodie auf weibliche Verhaltensformen. Der Betrachter, die Betrachterin möge sich ein eigenes Urteil bilden.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Rashaad Newsome - Shade Compositions
29.04 - 04.06.2011

Galerie Stadtpark
3500 Krems, Wichnerstrasse
Tel: +43 2732 847 05, Fax: +43 2732 812 76
Email: office@galeriestadtpark.at
http://www.galeriestadtpark.at
Öffnungszeiten: Mi-Sa 11-19 Uhr
Weihnachtsferien 24.12.2010 - 06.01.2011


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