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Art Rotterdam: Es geht nicht um Trophäen

Auch 3.500 Euro wollen erst einmal verdient werden. Soviel, oder besser wenig, kostet ein New Art-Stand für Künstler unter 35 auf der Art Rotterdam. Das ist in der Kunstmessenwelt ein Kampfpreis. Und kämpfen müssen zur Zeit fast alle – um Aussteller, um Sammler, um Aufmerksamkeit. Zeitgleich finden die Zona Maco und Material Art Fair in Mexiko statt, letzte Wochen waren Genf und Bologna, nächste Woche ist Frieze-Premiere in Los Angeles. War man mit der Art Rotterdam vor einigen Jahren Anfang Februar noch allein auf weiter Flur, drängeln sich mittlerweile die Veranstaltungen zu dieser Zeit - und nicht überall ist Schmuddelwetter.

Doch die Art Rotterdam feiert dieses Jahr ihren 20. Geburtstag und kann nicht nur auf eine gewisse Tradition verweisen, sondern auch auf Beständigkeit. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern, die nach immer größeren Galerien und mehr Ausstellern streben, bedient die Art Rotterdam konsequent ihr Segment: junge und mittelständische Galerien aus dem erweiterten Einzugsgebiet (Niederlande, Belgien, Westdeutschland).

Gerade dieser Teil der Branche hat es bekanntlich aktuell schwer. Das Marktvolumen stagniert in diesem Bereich, Wachstum gibt es lediglich im Hochpreissegment. Direktor Fons Hof ist klug genug, auf die Marktsituation mit einer leichten Reduzierung der Ausstellerzahl auf unter 100 zu reagieren. "Der Markt gibt zur Zeit nicht mehr her", erklärt er. Die geringe Größe des zu verteilenden Kuchens kann er nicht beeinflussen, die Zahl derer, die davon abhaben wollen, schon.

Bei den niederländischen Galerien ist der Kuchen für die Sammler besonders verlockend, dank der staatlichen zinslosen Kredite des KunstKoop-Programms, an dem fast alle heimischen Galerien teilnehmen. Das erleichtert bei den einheimischen Sammlern die Kaufentscheidung. Die angereisten Kollegen kämpfen also gegen den - nicht nur hier verbreiteten - vorhandenen Lokalpatriotismus und den Finanzierungsvorteil. Dem lokalen Markt hilft es hingegen. "Für die niederländischen Galerien ist das hier oft die wichtigste Messe des Jahres", weiß Fons Hof. "Für die Auswärtigen ist es natürlich schwer. Deshalb haben wir auch die geförderten Sektionen zentraler zwischen den Einheimischen platziert."

Solidarität unter den mittelständischen Galerien ist seiner Meinung nach der Schlüssel zur Nachhaltigkeit: "Wir animieren unsere Galerien wirklich zur Zusammenarbeit." Denn wenn die Impulse von Außen ausbleiben, droht Provinzialismus. Tatsächlich ist man als Besucher froh darüber, dass der Anteil der ansässigen Galerien 60 Prozent nicht übersteigt. Bisweilen wirkt deren Angebot doch etwas beliebig.

Zu den Neuzugängen gehören Zeller van Almsick aus Wien, die hier ihre erste Messe im Ausland überhaupt bestreiten, mit einer Einzelpräsentation von Kay Walkowiak, dessen Fotos, Skulptur und Video mit Preisen zwischen 6.000 und 9.000 Euro schon im oberen Mittelfeld der Preise auf der Messe liegen. Bei anderen Ausstellern wird man schon für knapp über 1.000 Euro fündig. Fünfstellig wird es nur selten. Für die addierten Preise des Kojeninhalts einer Großgalerie in Basel lässt sich in Rotterdam wahrscheinlich das komplette Angebot kaufen. Es geht eben nicht um Trophäen, sondern um Kunst.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Rotterdam
07 - 10.02.2019

Van Nellefabriek
3044BC Rotterdam, Van Nelleweg 1
Tel: +31 10 742 02 58
Email: info@artrotterdam.com
http://www.artrotterdam.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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