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Sharon Lockhart - Movements and Variations: Feminismus der feineren Art

Ein starkes Statement: Die Bild gewordene „Selbstermächtigung der Frau“ steht im Zentrum von Sharon Lockharts Ausstellung „Movements and Variations“ in der Berliner Galerie Neugerriemschneider.

Zwei miteinander im Dialog stehende neue Werkgruppen zeigt jetzt die US-amerikanische Foto- und Videokünstlerin Sharon Lockhart, beide betonen die Momente „Künstlichkeit“ und „Konstellation“, wichtige Momente also, die prägend sind für jedwede soziale Konstruktion. Zu sehen sind da die poetisch-minimalistischen Skulpturen „A Bundle and Five Variations“ (2018): In Bronze gegossene Äste ­– einer davon in Goldfarbe – hat die Künstlerin gemeinsam mit dem Ikebana-Meister Ravi GuneWardena auf weißen Sockeln kunstvoll zu einem Bündel von neun Ästen arrangiert. Von dieser so sensiblen wie fragilen Komposition der künstlich veredelten Natur, hat Lockhart dann zudem fünf Variationen abgeleitet, in denen die Äste in jeweils unterschiedliche Konstellationen miteinander eintreten.

Diesen, wenn man so will „strukturellen“ Porträts möglicher sozialer (An)Ordnungen sind in der überaus sehenswerten Ausstellung „Movements and Variations“ dann die Fotos „Nine Sticks in Nine Movements“ (2018) gegenüber gestellt. Auf jeder der neun großformatigen Aufnahmen ist dieselbe junge, schwarz gekleidete Frau zu sehen. Vor weißem Hintergrund hält sie jeweils einen der neun Bronzeäste und erscheint mitten in einer Bewegung eingefroren. Mal scheint die beinahe in Lebensgröße abgelichtete Frau ein Gewehr anzulegen, mal einen Pflug zu führen, mal holt sie zum Schlag aus. Offensichtlich ist, dass sie in ihren auf dem ersten Blick künstlich wirkenden Posen kunsthistorische Motive nachstellt, so denkt man etwa an Michelangelo oder an Vincent van Gogh. Nie wird die „Quelle“ explizit von der Künstlerin genannt, gerade dadurch aber wird unser kollektives Bildgedächtnis um so mehr angeregt. Entscheidend dabei ist nun, dass Lockharts Darstellerin hier mit Hilfe der bronzenen Äste durchweg „maskulin“ erscheinende Posen performt. So übernimmt sie quasi „selbstermächtigend“ Rollen, die jahrhundertelang den Männern vorbehalten waren, um eine neue Rolle in der sozialen Ordnung - nicht nur der Bilder! - einnehmen zu können. Gut so!

Mehr Texte von Raimar Stange

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Sharon Lockhart - Movements and Variations
26.01 - 02.03.2019

Galerie neugerriemschneider
10115 Berlin, Linienstraße 155
Tel: +49 30 288 77277
Email: mail@neugerriemschneider.com
Öffnungszeiten: Di bis Sa, 11.00 bis 18.00 Uhr


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