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Cologne Fine Art: Unter Wert geschlagen

Wie das Untergeschoss der Art Cologne wirkt die Cologne Fine Art - nur mit ein paar alten Möbeln, edlerer Ausstattung und weniger Publikum. Seit Jahren mäandert die einstmals stolze Westdeutsche Kunst- und Antiquitätenmesse mit KunstKöln und Westdeutscher Antiquariatsmesse orientierungslos zwischen Antiquitäten, neuerer Flachware und Design. Ein zugkräftiges Format hat sie bisher nicht gefunden; immerhin wurden für die aktuelle Ausgabe die deplatziert wirkenden Oldtimer aus der Halle verbannt.

Um weitere acht auf 80 Aussteller ist die Messe geschrumpft. Es dürften gerne noch weniger sein. Ein halbes Dutzend Totalausfälle ist leider immer noch dabei - überzogene Preise, mangelnde Kompetenz oder Geschmacksfreiheit sind die Gründe. Doch die Größe der Messe ist ganz angenehm. Sie überfordert den Besucher nicht, auch wenn man sich in vielen Bereichen etwas mehr Breite und Tiefe des Angebots gewünscht hätte. Besonders Alte Meister und Mittelalter fehlen fast vollständig. Dafür Klassische Moderne und Nachkriegskunst, wohin das Auge blickt. Das Angebot ist hier zwar solide, der Unterschied zur historischen Abteilung der Art Cologne jedoch praktisch nicht vorhanden.

Was kaum jemand zu glauben gewagt hätte: Trotz Kulturgutschutzgesetz und anderer zum Teil deutschlandspezifischer gesetzgeberischer Hürden konnte die Außereuropäische Kunst zulegen: Immerhin zehn Aussteller - darunter nicht nur neue, sondern sogar neue ausländische – heben das Segment auf eine ernstzunehmende Größe.

Es ist erfreulich, dass mit Dr. Thomas Schmitz-Avila aus Bad Breisig der Großmeister des deutschen Möbels der Messe unverbrüchlich die Treue hält. Doch populärer ist sein Sohn Julian Schmitz-Avila, der mit der Fernsehreihe Kunst und Krempel zu Bekanntheit gelangt ist, einem Marktsegment, das bei etablierten Händlern oft Naserümpfen erzeugt. „Wenigstens zieht mein Sohn junge Leute an, und auch andere Leute, als man hier sonst sieht“, erklärt er. Genau dieses Kunststück wird wohl eine Kunstmesse vollbringen müssen, die weder US-Institutionen und deren milliardenschwere Gönner (Tefaf) noch die Bourgeoisie der Großregion (Brafa) anlocken kann.

Einige zeitgenössische Galerien aus der Region schätzen die Messe gerade, weil sie so unzeitgemäß erscheint. Meike Denker von Kunst & Denker aus Düsseldorf etwa erzählt, dass es hier bei den Gesprächen mit Sammlern überhaupt nicht darum gehe, was die Arbeiten ihrer Künstler in zwei Jahren wert seien sein. Die Leute interessierten sich tatsächlich für die Kunst. Bei den Zeitgenossen-Veranstaltungen ginge es oft um alles Mögliche, nur eben nicht um Inhalte.

Es ist wirklich erstaunlich, dass es nördlich von München nicht möglich sein soll, eine anspruchsvolle Messe für Kunst und Antiquitäten auf die Beine zu stellen. Das Einzugsgebiet des Rheinlands ist deutlich größer als das der Voralpenmetropole, die Sammlertradition bekannt stark, und sogar ein paar renommierte Händler gibt es noch zwischen Westfalenstadion und Deutschem Eck. Gleichwohl sind nicht nur Maastricht (Tefaf), sondern in den letzten Jahren auch Brüssel mit der Brafa weit enteilt. Als vorweihnachtliche Geschenke-Fundgrube von Art Cologne-Ausstellern verkauft sich die Cologne Fine Art jedenfalls unter Wert.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Cologne Fine Art
22 - 25.11.2018

Cologne Fine Art
50679 Köln, Messe Köln, Messeplatz 1, Halle 11.2
http://www.colognefineart.de
Öffnungszeiten: täglich 12-20h


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