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Art Düsseldorf: Vorsichtiger Optimismus

Nach der Messe ist vor der Messe. Auf diese dem Fußball entlehnte Weisheit hofft man zumindest in Düsseldorf. Denn mit dem Rückzug der Messe Schweiz ist alles andere als klar, ob und auf welchem Niveau die Art Düsseldorf in Zukunft stattfinden wird. Allerdings hat die Messeleitung bereits die Daten für die nächsten beiden Ausgaben bekanntgegeben.

Rund die Hälfte der Aussteller stammt aus der Region, zu der der Veranstalter auch die Benelux-Länder zählt. Im Rheinland selbst (inklusive Niederrhein) sind allerdings nur 26 der 91 Aussteller beheimatet. Waren gerade die Düsseldorfer Kollegen bei der Premiere noch skeptischer, stellt die Teilnahme von 13 Düsseldorfer und zehn Kölner Galerien immerhin ein etwas klareres Bekenntnis dar. Für eine dezidiert als Regionalmesse auftretende Veranstaltung ist das eine ausbaufähige Anzahl.

Das gehobene Niveau mit international konkurrenzfähigem Angebot bestätigen einige Schwergewichte, die erstmals teilnehmen, darunter Kamel Mennour aus Paris, Marlborough aus London oder Bernier Eliades sowie Breeder, beide aus Athen. Ohne die Minderheitsbeteiligung der Art Basel-Mutter MCH Group wäre es deutlich schwieriger gewesen, ein so hochkarätiges Line Up zusammenzubringen.

Der Schweizer Konzern ist jedoch ins Schlingern geraten und hat kurz vor Eröffnung der Art Düsseldorf die Aufgabe seines Engagements bei regionalen Messen bekanntgegeben. Neben Düsseldorf betrifft das Singapur und Neu Delhi.

Messedirektor Walter M. Gehlen ist froh, dass die Messe Schweiz ihren Rückzug vor seiner Eröffnung verkündet hat: „Der Zeitpunkt hat dokumentiert, dass die Entscheidung wirklich interne Gründe hat.“ Denn hinterher hätte es den Eindruck erwecken können, die Veranstaltung hätte die Erwartungen nicht erfüllt. Das Gegenteil sei der Fall. „Wir haben alle Ziele erreicht, die wir uns gesetzt haben“, erklärt er. Bei einigen Ausstellern und Akteuren in der Stadt habe er jedoch Überzeugungsarbeit leisten müssen: „So etwas sorgt für Irritationen. Man musste erklären, was dabei der Hintergrund war. Aber sie sehen auch, wie die Marke in der Stadt verankert ist.“

Er selbst ist nach wie vor überzeugt, mit der seiner Konzentration auf einen regionalen Marktplatz im Rheinland einen Nerv getroffen zu haben: „Für eine starke Regionalmesse braucht man eine starke Region. Das haben wir hier. Woanders würde so eine Messe keinen Sinn machen.“

Einen Herbsttermin wünschen sich schon seit dem Umzug der Art Cologne ins Frühjahr viele Marktteilnehmer. Der Besucherzuspruch zur Vernissage bestätigt den Messemacher. Ob das Konzept trägt, werden die Verkäufe entscheiden. Am Angebot soll es jedenfalls nicht liegen. Das ist mindestens solide, und es ist nicht nur für fast jeden Sammler etwas dabei, sondern auch fürs Auge. Nicht nur der für seine auf Schauwerte konzipierten Auftritte bekannte Johann König (Berlin) oder Sies & Höke, eine der tonangebenden Galerien in Düsseldorf und starke Fürsprecherin der Messe, inszenieren aufwändige Präsentationen.

Die Aussteller geben sich überwiegend vorsichtig optimistisch. „In Düsseldorf treffe ich Kunden, die nicht unbedingt in die Galerieräume in Köln kommen“, erklärt Priska Pasquer, die sich einen Stand mit dem Kölner Philipp von Rosen teilt. Ein Gemeinschaftsstand sieht beeindruckender aus als zwei günstige Kleinkojen, reduziert aber ebenso die Kosten und damit das Risiko. Denn das bedeutet eine Messeteilnahme meistens. Auch wenn Thomas Krinzinger aus Wien meint: „Ich kann hier besser arbeiten als in Köln.“ Die Art Cologne sei ihm einfach zu groß für die vorhandene Kaufkraft. Kamel Mennour ist von seinen Standorten Paris und London offensichtlich anderes gewöhnt. Er hat jetzt beide rheinische Spielstätten ausprobiert und ist von beiden nicht ganz überzeugt.

International renommierte Galeristen dieses Formats stünden der Art Düsseldorf gut zu Gesicht, wenn sie nicht will, dass „regional“ mit „provinziell“ gleichgesetzt wird. An dieser Stelle dürfte der Verlust des Renommees der Messe Schweiz wohl doch mehr schmerzen, als man zugeben möchte.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Düsseldorf
16 - 18.11.2018

Areal Böhler
40549 Düsseldorf, Areal Böhler
https://www.art-dus.de
Öffnungszeiten: Fr 12-19, Sa, So 11-19 h


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