Die Bank, die Kunst und das Erwachsenwerden
Kaum den Kinderschuhen entwachsen, schon sind sie etwas groß. Als "die größte Parallel, die es je gab" feiern die Macher ihre sechste Ausgabe. In ein Gebäude am Praterstern, das die Bank Austria lange vor dessen Verfallsdatum verlassen hat, drängt sich in ehemaligen Büros und Konferenzräumen junge und jüngste Kunst, die auch und gerade in Wien oft politisch sein will. Vom Dach des Hauses blickt schließlich ein riesiger aufgeblasener Marx-Kopf gen Innenstadt.
Die Veranstalter packen daher zur Pressekonferenz ihren rhetorischen Werkzeugkasten aus. "Umverteilung von Kapital", die großen Institutionen, an denen die Teilhabe den meisten Künstlern verwehrt sei, und anderer theoretischer Überbau gehören zur Folklore der Parallel. Das Jammern über die geringen (Bund 10.000 Euro) oder gestrichenen (Stadt Wien 0 Euro) Subventionen dient dann wiederum zur Rechtfertigung der Erhöhung des Eintrittspreises von 5 auf 7 Euro. Das dürfte man wiederum etwas selbstbewusster vertreten. Ein Blick auf die üblichen Eintrittspreise von Satellitenmessen reicht da schon.
Ein Concept Store soll den "White Cube aufbrechen." Dummerweise gibt es da überhaupt keinen White Cube, sondern nur die übliche Bürotristesse. Inklusive Gummibäumen, die den Eindruck erwecken, als hätten die ausziehenden Angestellten sie nicht mitnehmen wollen. Das ist tatsächlich ganz lustig. Die Sinnfrage stellt sich trotzdem.
Danach beginnt jedoch der Ernst. 150 verschiedene Präsentationen in diversen Formaten, von Galerien, Institutionen, Off-Räumen, Künstlern selbst und sogar Kuratoren kuratiert, zeigen Arbeiten von 500 KünstlerInnen, scheinbar nach dem Zufallsprinzip über die unzähligen Räume in den albtraumartigen Gängen auf drei Ebenen verteilt. Im Erdgeschoss glaubt man ja noch, das Ganze sei irgendwie zu bewältigen – mehr oder weniger international etablierte Galerien zeigen in recht aufgeräumt wirkenden Inszenierungen ihre Positionen, während in einer großen Halle um eine Regallager-Ruine die „Parallel Masters“, Helden der österreichischen Nachkriegskunst arrangiert sind. Das wirkt so, als wolle sich die Alternativmesse, die nicht erwachsen werden will und weder Hierarchien noch Kriterien akzeptiert, sich gleichwohl auf einen Kanon berufen.
Das ist entweder zu viel Überbau oder zu wenig. Als Ort, an dem Inhalte und Preise verhandelt werden, ist das bunte Durcheinander weniger geeignet. Als lustiger Szenetreff und Verlängerung des Akademierundgangs funktioniert die Parallel hingegen hervorragend.
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PARALLEL Vienna
Eröffnung: 25. Septepber, 17 Uhr
26. bis 30. September
Lasallestraße 1, 1020 Wien
parallelvienna.com