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Art Cologne: Großzügig entrümpelt

Es ist eine stille Revolution: Die Art Cologne schafft den gedruckten Katalog ab und keiner beschwert sich. Als die Art Basel vor einigen Jahren den Ziegelstein abschaffte und durch ein nicht minder voluminöses Jahrbuch für alle drei eigenen Messen ersetzte, waren die Reaktionen noch durchaus gemischt. Wenn die Art Cologne es der dem Düsseldorfer Wettbewerber gleich tut, merken es die meisten nicht einmal. Der runderneuerte Online-Auftritt der Kölner Traditionsveranstaltung, die hinter den Kulissen mit der Muttergesellschaft Koelnmesse bisweilen wie eine Behörde anmutet, ist einfach zeitgemäßer.

Sichtbarstes Zeichen der Entrümpelung ist das Foyer, das - von schrabbeligen Messebuden befreit – vollflächig mit einem bunten wildgemusterten Teppich der Künstlerin Zuzanna Czebatul ausgelegt ist, den Schlagworte wie „Hype“, „Cash“ und „Jizz“ zieren. Ganz so verwegen geht es im Untergeschoss nicht zu, doch auch bei der Moderne hat sich einiges getan, der sich mittlerweile ganz offiziell Nachkriegskunst und Zeitgenossen hinzugesellen. Letztere sind allerdings in den beiden oberen Hallen ergiebiger. Die Stärke des Handels liegt eben immer noch darin und nicht in der Avantgarde.

Die mittlere Ebene mit den etablierten Zeitgenossen überrascht zunächst durch eine große Ruhezone, um die herum sich einfach mehr von den großen Galerien gruppieren lassen als beim bisherigen Layout. Ein großzügiger Raumeindruck ist positiver Nebeneffekt. Denn mehr prominente Plätze benötigt die Messe, seit sich immer mehr der Großgalerien zurückmelden. In diesem Jahr sind es unter anderem Lisson (London/New York) und Lelong (Paris/New York), die wieder dabei sind. Lelong hat sich nach zehnjähriger Absenz zur Teilnahme entschieden, um dem hiesigen Publikum die erste Solo-Show von Konrad Klapheck auf einer Messe nahezubringen. Für Köln macht sogar Ben Brown (London und Hongkong) eine Ausnahme: "Ich habe nichts mit, das älter als drei Jahre ist", erklärt Direktor Andreas Hecker. Warum ausgerechnet in Köln ein Zeitgenossen-Anfall? "Man kann doch nicht immer das Gleiche zeigen - Tefaf, Hongkong, Köln... Hier gibt es ein Publikum, das mit zeitgenössischer Kunst umgehen kann." Mit millionenteuren Künstlerstars sei man hier sowieso nicht richtig.

Weniger etabliert ist die Kunst im Obergeschoss mit den beiden Sektionen Collaborations, in der sich Galerien einen Stand teilen können, und Neumarkt für tatsächlich junge Galerien. Hier ist mit Alma erstmalig eine Galerie aus Riga dabei; Exoten sind Kiche aus Seoul oder Polansky aus Prag. Neu aus Deutschland sind Sperling (München) sowie Xavierlaboulbenne (Berlin). Hier sind das Publikum durchschnittlich jünger und die Atmosphäre lockerer. Dank der preiswerteren Teilnahmekosten sind die Galerien hier experimentierfreudiger.

Weniger erfreulich ist die Terminüberschneidung mit der Art Brussels, die am Donnerstag eröffnet. Auslöser des Termingerangels ist wie immer die Frieze New York, die wieder sehr früh stattfindet, woraufhin sich das Gallery Weekend Berlin veranlasst sah, bereits am 27. April zustarten, was die Kölner vor die Wahl stellte, entweder mit Berlin oder Brüssel zu kollidieren. Und da die Art Cologne neuerdings mit den GWB-Machern über die ehemalige abc/heutige Art Berlin den Schulterschluss übt, fiel die Entscheidung wohl nicht so schwer. So bleiben die Idiome der Nachbarländer selten am Eröffnungstag: Die Holländer müssen arbeiten, und in Brüssel ist am Tag vor der dortigen Vernissage Gallery Night.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Cologne
19 - 22.04.2018

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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