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Hanne Darboven, Rudolf Polanszky, Andreas Straub - Rechnen Sie nicht mit mir: Rechnen Sie mit

Der doppelbödige Titel „Rechnen Sie nicht mit mir“ bestätigt sich durchaus in der Ausstellung der drei sehr unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten, die in der Galerie Crone zum ersten Mal in einer Schau zusammengeführt werden: Hanne Darboven, Rudolf Polanszky und Andreas Straub.

Der Fokus der Ausstellung liegt auf deren Beschäftigung mit Mathematik, Zahlen, Daten und damit in Verbindung stehend mit Musik, was von allen dreien über Jahre mit tiefem Ernst und Obsession betrieben worden ist, und trotz manchen methodischen Berührungspunkten zu ästhetisch sehr andersartigen Ergebnissen geführt hat.

Hanne Darbovens konzeptuelle Arbeit ist hinlänglich bekannt, und doch ziehen ihre Werke, in welchen sie sich konsequent und ohne Kompromisse einer radikalen rechnerischen Systematik verpflichtet, nach wie vor unwillkürlich in ihren Bann. Abstrahierte Kalenderdaten werden einem erdachten komplexen Regelwerk unterworfen und zu Kadenzen und Konstellationen, manchmal musikalischen Kompositionen geformt, die sich in oft mehrreihigen Tableaus mit gleichförmiger Rhythmik sukzessive als vielschichtiger Kosmos öffnen. Auch in den gewählten Exponaten (von 1968, 1989 und 1998) breitet sich eine epische Weite aus, abgründig in der unendlichen Möglichkeit der Zahlen- und Rechnungsvarianten, dabei sehr poetisch und verhalten unterlegt mit leisem Humor.

Jene systematische Klammer, der sich Andreas Straub unterwirft, scheint nochmals strenger, noch enger ist der Freiheitsgrad innerhalb seines jüngsten Zyklus Decimal Digital System gesteckt. Straub hat ursprünglich Perkussion studiert und in frühen Arbeiten die Visualisierung von Musik angestrebt. Aktuell werden die Daten spezifischer Tage nach einem stringenten Code, der von Ziffernsummen bestimmt ist, in ein bildhaftes System übersetzt, das sich zeichenhaft in numerischen oder ausgeschriebenen Ziffern als Gemälde oder auch in den Raum hineingedacht als skulpturales Artefakt mitteilt. Oft nahe der Formensprache des Designs treten vor allem die Arbeiten aus den letzten fünf Jahren sachlich, unsentimental und extrem nüchtern auf. Und selbst die bereitwilligen Erklärungen des Künstlers, seine rechnerischen Rückführungen auf das jeweilige grundlegende Datum, sind von einer geradezu bestürzenden Eindeutigkeit, als wolle er eine Entmystifizierung des Mediums Kunst betreiben, oder zumindest dem Kult der Intuition entkommen.

Ähnliches beabsichtigt auch Rudolf Polanszky, der sich allerdings wohlwissenden auf seinem schmalen Grat zwischen den Widersprüchlichkeiten seines ideellen und bildnerisch in unterschiedlichen Facetten vorgetragenen Konzepts bewegt – Widersprüchlichkeiten, die im Werk lustvoll aufgenommen und in einem doppelbödigen Spiel in Balance gehalten werden, was visuell wie auch geistig durchaus anregend resultiert. Sein Spielball ist seine grundlegende Skepsis, die er pflegt gegenüber der Kunst, dem Gegenüber, der Welt und Allem, sich selbst nicht ausgenommen. Sein Regelwerk wird aufgestellt um im selben Zuge überschritten zu werden: In der Folge der Primzahlen sind Abstände auf einem Draht markiert, der als Spirale zum Ausgangspunkt für eine auf Papier gefertigte Partitur wird, die Polanszky, wie in einem Video zu sehen, auch selbst instrumental interpretiert. In der jüngsten Skulptur ist ein solcherart markierter Draht gewickelt und durch eine sich wölbende Fläche gefädelt, obendrein darin gespiegelt. Das präsentierte System entzieht sich jeder klärenden Berechenbarkeit – ein Manöver der Täuschung, das sich selbst in Frage stellt.

Der Aspekt der Mathematik nimmt in der gegenwärtigen Schau der Galerie Crone eine eigensinnige Dynamik, dabei auch sinnliche Erscheinungsformen an, in welchen ein spielerisches, wenn nicht gar vergnügliches Moment durchaus nicht ausbleibt.

Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Hanne Darboven, Rudolf Polanszky, Andreas Straub - Rechnen Sie nicht mit mir
25.04 - 26.05.2018

Crone Wien
1010 Wien, Getreidemarkt 14
Tel: +43 1 581 3164
Email: info@galeriecrone.com
http://www.galeriecrone.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa 11-15 h


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