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Rudi Stanzel - Out of the Grey. Leibniz / Newton / Reformel: Form folgt Material

Kennt man das Œuvre von Rudi Stanzel, so überrascht der Titel „Out of Grey“, unter dem die Galerie Ulysses dem oberösterreichischen Künstler just zum sechzigsten Geburtstag eine Einzelausstellung widmet. Fünfunddreißig Jahre lang arbeitete Stanzel vordergründig mit Grautönen, nur hin und wieder setzte er Farbe ein. Er schuf teils monochrome, teils stark reduzierte Bilder. Dabei war ihm stets das Material von größter Bedeutung: Das Spektrum reichte von Transparenzpapier, Bitumen, Folien, Fotokopien, Graphit, Holz bis zu Aluminium, Seife, Plastik u.v.m. Anfangs faszinierten ihn die Farben Schwarz und Weiß, dann kam die Haptik der Materialien dazu. Es fesselten ihn Faltenwürfe, Strukturen, Schichten, Lichtreflexionen und Texturen. Expressive, emotionsgeladene Ausdrucksformen interessierten Stanzel nicht. Vielmehr brachte er seine eigene, auf Material und Farbe reduzierte Bildsprache hervor, die in ihrer minimalen Ausführung elegant und schlicht zugleich wirkt.

Und genau diesem für Stanzel so typischen Vokabular begegnet man im hellen Dachgeschoß-Loft der Galerie Ulysses. Auf den ersten Blick wirken die Arbeiten dunkel und düster, von Farbe fehlt jede Spur. Erst beim Herantreten erschließen sich die unzähligen Nuancen und Lichtreflexionen der violetten, lila, türkisen, blauen und roten Farbtöne. Sie schimmern, glänzen, strahlen, verdichten sich und bringen Verdecktes zum Vorschein: So sind es bei den beiden großformatigen Arbeiten (Reformel, 160 x 280 und Reformel 1,130 x 220 cm) ausgedruckte Film Stills aus dem gleichnamigen Experimentalfilm, den der Filmregisseur Arash T. Riahi vor achtzehn Jahren zu Stanzels Arbeiten produzierte. Die sich wiederholenden rechteckigen Laserdrucke bilden den kompositorischen Bilduntergrund. Es entsteht ein Muster aus vertikalen und horizontalen Linien, dem sich die darüber aufgetragenen Farbschichten fügen und zugleich in dieser strengen Komposition durch den Duktus des Pinsels ein eigenes Vokabular bilden. Noch poetischer und fließender erscheint die Technik bei den neuen Arbeiten „Leibniz/Newton“ (Leibniz/Newton 2, 130 x 220 und Leibniz/Newton 1, 100 x 130 cm): Hier dienen Schwarz-Weiß-Laserdrucke von Handschriften zur Differenzialrechnung der beiden Wissenschaftler als bildkompositorische Elemente: Text wird zur Textur und Farbe zur Lasur, wobei wiederum jedes Material für sich den Bildraum in Anspruch nimmt und ihn auf das Vertikale und Horizontale reduziert.

Es verwundert nicht, dass die Galerie Ulysses Rudi Stanzel über die Jahre hinweg begleitete, denn sein Œuvre zeichnet sich durch eine unglaubliche Stringenz und Kontinuität aus. Sei es in den Objekten, Installationen (Ausstellungen im Belvedere, 2016 oder MAK, 2000) oder zweidimensionalen Arbeiten, eine eigene Bildsprache - nach dem Leitsatz „Form folgt Material“ - hat der Künstler ohne Zweifel geschaffen

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Rudi Stanzel - Out of the Grey. Leibniz / Newton / Reformel
23.03 - 28.04.2018

Galerie Ulysses
1010 Wien, Opernring 21
Tel: +43 (0)1 / 587 12 26, Fax: +43 (0)1 / 587 21 99
Email: ulysses@galerie-ulysses.at
http://www.kunstnet.at/ulysses
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 11-14


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