Werbung
,

From the Inside to the Outside: Der Körper als Metapher

Die Galerie Crone in Wien startet mit einer Gruppenausstellung in das heurige Galerienjahr. Unter dem etwas holprigen Titel „From the Inside to the Outside“ beschäftigt sie sich mit Ideen und Vorstellungen, die dem inneren Sein zu körperlichem Ausdruck verhelfen wollen. Zu sehen sind Artefakte, die diese Fragestellung auf den Punkt bringen.

Betritt man die Galerie so empfängt den Besucher eine großformatige 210 x 210 cm große Leinwand des österreichischen Künstlers Markus Schinwald (Untitled (Extension #V), 2015). In der Mitte des Bildes sind kleine Figuren zu sehen, die von dunklen, schweren Ocker- und Brauntönen umrandet sind. Sie stellen unter anderem Uniformierte da, die eine Art Amtshandlung im brauen Farbenmeer vollziehen. Die Menschen scheinen von der Übermacht der dunklen Farbtöne schier erdrückt zu werden.

Markus Schinwald gelingt mit fast all seinen Arbeiten Besucher zum Denken und Sprechen zu bringen. Ist man einigermaßen in der mitteleuropäischen Kultur zu Hause so weckt Schinwald immer eine Fülle von Assoziationen bei dem Betrachten seiner Werke.

Dies gelingt auch mit seinen Skulpturen. Hier bei Crone sind es vier Stuhlbeine, die um eine Messingstange tanzen. Diese Apparaturen, die an die Automatenkultur des 18. Jahrhunderts erinnern, sind in manchen Fällen mit sich bewegenden Motoren versehen. Dies ist hier nicht der Fall dennoch scheinen die Stuhlpaare zu schweben. Damit lösen Sie beim Betrachter eine Fülle von Bildern von Körpern aus.

Neben dem großformatigen Bild von Markus Schinwald hängt eine Art Videopositiv von der amerikanischen Künstlerin Martha Wilson. Die Arbeit heißt „Makeover Melania“ und zeigt die Präsidentengattin Melania Trump. Mittels langsamer Überblendung verwandelt sich Melania in die Künstlerin Martha Wilson. Die Rückverwandlung wird ebenfalls gezeigt. Wilson, feministische Künstlerin der 70er Jahre, setzte sich schon früh mit weiblichen Typisierungen auseinander. Die Arbeit hier ist auch als eine Paraphrase des Alterns zu verstehen. Wilson schafft es durch minimale Veränderungen des Gesichts einen anderen Menschen entstehen zu lassen. Die kaum sichtbare aber kontinuierliche Verwandlung löst beim Betrachter unangenehme Gefühle aus.

Jenseits des fest umrissen Körpers, seiner Haptik und seiner Ausdrucksmöglichkeit ist eine Tonspur von Kirstin Oppenheim in den Galerieräumen zu hören. Eine weibliche Stimme wiederholt den Satz „She Was Long Gone“, der quasi den Endpunkt eines Lebens darstellen kann. Die Person über die hier gesprochen wird, scheint tot zu sein und ihre Präsenz ist nur mehr durch das Sprechen über sie möglich. Der Ton verliert sich leise in der Galerie und wird zum Symbol des endlichen Lebens. Eine sehr schöne Arbeit der Amerikanerin Oppenheim.

Nicht zuletzt sei hier auf eine fröhliche Arbeit von Carola Dertnig verwiesen. Die österreichische Künstlerin setzt der hier gezeigten Fotoserie ihr privates Feldenkrais-Archiv, welches Bewegung in Sprache übersetzt hatte, wieder in Bewegung um. Sie verwendet dafür Metallverbundröhren und tanzt damit in einem Bauhaus. Der Körper bewegt sich in Formen, die der Betrachter aber nicht benennen kann. Begreiflich wird das Ausagieren von Zuständen und die damit einhergehende körperliche Behauptung.

Um körperliche Behauptung geht es auch dem verblieben Ausstellungsteilnehmer Ashley Hans Scheirl, der in malerischen Formaten Themen der Queer Identity auffächert. Ursprünglich vom Film herkommend, geht es Scheirl in seinen Arbeiten um die gesellschaftliche sexuelle und behavioristische Determination und individuellen Widerstand dagegen.

Andreas Huber ist hier eine bemerkenswerte Schau gelungen. Es ist die Zusammenstellung der Kunstwerke ihre formale Äußerung, die dem Betrachter gestattet Zusammenhänge und Differenzen zu dem Thema auszuloten. Mehr kann man sich von einer Kunstausstellung nicht erwarten

Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

From the Inside to the Outside
17.01 - 03.03.2018

Crone Wien
1010 Wien, Getreidemarkt 14
Tel: +43 1 581 3164
Email: info@galeriecrone.com
http://www.galeriecrone.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa 11-15 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: