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In 14 Sälen um die Welt

Die Koloionalismuskeule erfolgte mit der Verzögerung von etwa einem Monat nach der Eröffnung des Weltmuseums, sozusagen lokaltypisch als Hackl ins Kreuz. Und erstaunlicherweise waren es die Rektoren der beiden Kunsthochschulen, die sich am deutlichsten vernehmen ließen. Mitnichten richtete sich die Kritik gegen die gesamte Inszenierung der ständigen Präsentation, die womöglich in allzu kolonialistischer Manier ausgefallen hätte sein können. Aufregen konnte man sich über ein Einzelstück, genauer, eine brasilianische Kopftrophäe, die im Zentrum einer der Vitrinen platziert ist. Sabine Haag, die Generalsdirektorin des Kunsthistorischen Museums verweist in diesem Zusammenhang auf den „ICOM Code of Ethics“, den man strikt eingehalten habe, ebenso sind sich der Direktor des Hauses Steven Engelsman und die zuständige Kuratorin Claudia Augustat diesbezüglich keiner Nachlässigkeit bewusst, doch wird versichert, rundum das Objekt, das einst als Individuum von seinen Feinden getötet wurde, die Kommunikation zu verbessern.

Schon alleine die Umbenennung von Völkerkundemuseum in Welt Museum gibt das Maß an Korrektheit wieder, nach dem man sich im ganzen Haus richtet und man kann schwer behaupten, es wäre an der Konzeption der 14 Säle der ständigen Präsentation oder der Sonderausstellungen zur Eröffnung wirklich etwas falsch gemacht worden. Selbstverständlich wird Kolonialismus hier ebenso thematisiert wie die Geschichte der Sammlung und die Provenienz der Objekte. Man kokettiert in der Inszenierung der schieren Masse an Zeugnissen fremder Kulturen durchaus mit dem Bild historischer Wunderkammern und schafft es, unter Einsatz digitaler Medien jedem einzelnen der Exponate gerecht zu werden. Auch versteht man den Faden der Geschichte weiter zu spinnen, um in der Gegenwart jener Kulturen anzukommen, im Alltag wie auch der Kunst.

So hat just in diesen Tagen, in denen gefordert wird, das eine Exponat aus der Dauerausstellung zu nehmen, ein weiteres Eingang gefunden. Mit Ender der diesjährigen Biennale von Venedig wird im Saal, der sich der Südsee widmet, Neuseelands Beitrag von Lisa Reihana gezeigt, der sicher zu den besten der Lagunen-Schau zählte. Nein, man hat im Weltmuseum absolut nichts falsch gemacht.

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Weltmuseum Wien
www.weltmuseumwien.at

Mehr Texte von Daniela Gregori

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