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La Biennale Paris: Tradition mit Brüchen

Neustart für die Biennale des Antiquaires, wieder einmal. Nach Jahren interner Querelen, der Skandale und ständiger Führungswechsel soll die Pariser Edelmesse zu altem Glanz zurückfinden. Der letzte Messeleiter musste nach nur einer Ausgabe seinen Hut nehmen, einige der renommiertesten einheimischen Aussteller waren in einen Fälschungsskandal verwickelt, der Präsident des Syndicat National des Antiquaires (SNA) wurde abgesetzt – wieder einmal. Mit Ary Jan (46) hat ein junger Kollege das Ruder bei der Händlervereinigung übernommen und gründlich aufgeräumt. Der Wechsel zur jährlichen Ausrichtung war schon länger geplant, der kürzere Name La Biennale Paris ist so einprägsam wie irreführend.

Eine radikale Abkehr von der bisherigen Praxis ist die Einführung einer unabhängigen Jury, die alle Exponate beurteilt. Bisher konnten die Mitglieder der SNA und Aussteller das unter sich ausmachen, was mitunter fragwürdige Entscheidungen nach sich zog. Mit François Belfort ist erneut ein Branchenfremder Directeur général der 1956 gegründeten Veranstaltung, obwohl der von Reed Expositions gekommene und schnell geschasste Jean-Daniel Compain keine gute Figur gemacht hatte. Belfort scheint jedoch von anderem Kaliber zu sein und war auch schon Manager des ehrwürdigen Baus, ohne den die Erfolgsgeschichte der Biennale kaum denkbar ist. Im Gespräch betont er, dass es eben nicht reiche, sich auf die Anziehungskraft des Grand Palais zu verlassen und sich ansonsten auf seiner glorreichen Vergangenheit auszuruhen. Zumal der Prachtbau ab 2020 (ursprüngliche Planung 2018) über mehrere Jahre restauriert wird. Anders als beim letzten Mal sei die Maßnahme recht genau zu terminieren, erklärt er, denn das Gebäude sei als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2024 vorgesehen.

Für diese Ausgabe dürfte er wohl mit einem etwas schmaleren Budget auskommen müssen, denn die Zahl der Aussteller ist mit 95 um gut ein Viertel gegenüber der Vorjahresausgabe geschrumpft, der Ausländeranteil liegt wie im Vorjahr bei knapp 40 Prozent. Was dem kunstinteressierten Besucher positiv auffällt, ist für den Messemacher ein Mangel: Belfort möchte die Juweliere zurückholen, die der Biennale zuletzt ferngeblieben sind. Schließlich zahlen sie höhere Standmieten.

Die Qualität in diesem Jahr ist eher durchwachsen. Kein Wunder; nach so vielen Jahren der Unsicherheit und Querelen sowie des teils unfreiwilligen Ausscheidens einiger etablierter Aussteller müssen Vertrauen und Image erst wieder hergestellt werden. Und dann ist da noch die Konkurrenz. Die TEFAF, die angesichts der Veränderungen auf dem Weltmarkt selbst nicht immer glücklich agiert hat, kann mit ihren beiden New York-Ablegern im Frühjahr und im Herbst das begehrte US-Publikum direkt in dessen Heimat bedienen, und die Frieze scheint unter der amerikanischen Terrorangst nicht so zu leiden wie Frankreich. Daher haben sich die Pariser zu einem unerhörten Manöver entschlossen: Mit Christopher Forbes aus der gleichnamigen Verleger-Dynastie haben sie einen Amerikaner zum Präsidenten des Biennale-Kommittees gemacht. Wenn Franzosen so weit über ihren eigenen Schatten springen, könnte es ja doch noch etwas werden mit der Grandeur.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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La Biennale Paris
10 - 17.09.2017

Grand Palais
75008 Paris, Avenue Winston Churchill
https://www.biennale-paris.com/
Öffnungszeiten: täglich 11-21 h


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