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Es ist meine Verantwortung, die Kunstwerke mit anderen zu teilen

Der finnische Sammler Timo Miettinen hat in Berlin einen Salon in der Tradition der Gründerzeit eröffnet, in dem er nicht nur seine Sammlung präsentiert, sondern auch Lesungen, Ausstellungen und Treffen mit KünstlerInnen und SammlerInnen veranstaltet. Mit Julien Robson spricht er über Künstler, das Sammeln und seine Motivation für die weitere Entwicklung der Miettinen Collection.

artmagazine.cc: Wie haben Sie begonnen zu sammeln und wie hat sich Ihre Sammlung entwickelt?

Timo Miettinen: Meine Mutter hat in den 1970er Jahren Landschaftsmalerei aus Finnland gesammelt und ich habe sie oft zu Auktionen begleitet. Ich bin von Haus aus ein Sammler und habe in meiner Jugend Münzen und Briefmarken gesammelt. Im Jahr 2002 habe ich meine Frau Iris kennen gelernt und ab dem Jahr 2003 haben wir begonnen gemeinsam zu sammeln – Iris ist Architektin mit einem sehr guten Geschmack und umfassendem Wissen über Architektur, Kunst und Design. Als wir dieses schöne historische Gebäude aus der Zeit des Eklektizismus – im Berliner Stadtteil Charlottenburg – kauften, hatte ich die Idee, dort einen Salon (den Salon Dahlmann) zu eröffnen und die Sammlung Miettinen der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Hat es in der Entwicklung Ihrer Sammlung eine bestimmte Vision oder einen Schwerpunkt gegeben, die Ihnen bei der Auswahl der Ankäufe helfen?

Um ehrlich zu sein, habe ich wohl keinen wirklichen Schwerpunkt. Alles begann, als Iris und ich unsere Wohnung in Helsinki neu einrichteten und wir unbedingt neue Kunst an den Wänden haben wollten. Die ersten Werke waren ein großes Gemälde des US-Amerikanischen Künstlers Donald Sultan und ein weiteres des Belgiers Pierre Alechinsky. Die Sammlung ist international und besteht vorwiegend aus Gemälden und Skulpturen mit einem ziemlich hohen Anteil an Kunst aus Deutschland und Finnland. – Ich mag es, finnische Kunst im internationalen Kontext zu fördern, auch im Salon Dahlmann. Heute haben wir aber auch Fotografie in der Sammlung und nachdem sich mein Wissen über Kunst weiter entwickelt, könnten Konzeptkunst und Installationen ein Thema für die Zukunft sein.

Welche KünstlerInnen sind Ihnen besonders wichtig?

Mein Lieblingskünstler ist Secundino Hernández, den ich vor fast zehn Jahren kennengelernt habe. Es war toll, seine internationale Karriere zu verfolgen. Er ist ein Maler der seine spanischen Wurzeln und die dortige Kunstgeschichte respektiert aber seine Kunst erscheint absolut international und er entwickelt seinen eigenen Stil. Auch die finnischen Künstlerinnen Marianna Uutinen und Kirsi Mikkola schätze ich. Kirsi ist bekannt für ihre collage-artigen und oft sehr farbenfrohen Arbeiten. Derzeit ist sie Professorin für gegenständliche Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Und dann, nicht zuletzt, Janne Räisänen und seine figurativen, expressionistischen und humorvollen Gemälde. Er hatte gerade erst eine großartige Einzelausstellung in den Krinzinger Projekten in Wien.

Welche Art von Verantwortung hat man, wenn man Kunstwerke besitzt?

Ich denke dass meine Verantwortung darin liegt, die Kunstwerke mit anderen zu teilen, also Leihgaben an Museen zu geben oder die Miettinen Collection im Salon Dahlmann zu zeigen. Ich habe auch eine Verantwortung den KünstlerInnen gegenüber, meine Sammlung öffentlich zu zeigen.

In den letzten Jahren haben viele zeitgenössische KunstsammlerInnen Ausstellungsräume errichtet, die jenen von Privatmuseen sehr ähnlich sind. Der Salon Dahlmann ist da wesentlich intimer. Was hat Sie dazu bewogen, den Salon Dahlmann zu eröffnen?

Der Salon Dahlmann ist nicht nur ein Kunstraum, sondern ein Treffpunkt für Menschen, die aus unterschiedlichen Kreisen und Verhältnissen kommen. Er nimmt ein ganzes Stockwerk in unserem Gebäude in der Marburger Straße 3 ein – eines der wenigen Geschäfts- und Wohnhäuser im Stadtteil Charlottenburg, das den Krieg ohne wesentliche Beschädigungen überstanden hat. Das Gebäude ist ein außergewöhnliches Beispiel der Architektur der Gründerzeit in Berlin und beherbergte von Beginn an viele kreative Denker und schöpferische Ideen. Der Salon Dahlmann setzt diese Tradition fort und präsentiert ein umfassendes Programm, das Konzerte, Performances, Workshops und Abendessen miteinschließt, genauso wie unser Ausstellungsprogramm. In diesem Kontext ist Kunst eine gemeinsame Basis, die die Menschen zusammenbringt. Wir zeigen jedes Jahr Werke aus der Miettinen Collection, aber auch andere Privatsammlungen und extern kuratierte Ausstellungen. So setzt sich etwa die aktuelle Ausstellung “Ach die sind heute so unpolitisch” aus Werken zweier bedeutender deutscher Privatsammlungen zusammen: Der Sammlung Wemhöhner und der Sammlung Niemann (Sammlung Haus N). Aber nachdem unsere Sammlung wächst, möchten wir ab dem Jahr 2018 einen Schwerpunkt auf die Miettinen Collection legen. Davor, 2017, feiert mein Heimatland Finnland das hundertjährige Jubiläum seiner Unabhängigkeit und das wollen wir mit mehr Kunst aus Finnland feiern. In der ersten Ausstellung im Jänner 2017 zeigen wir Arbeiten des Künstlers Tom of Finnland.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Sammlung?

Wir werden den Schwerpunkt Malerei beibehalten, aber werden sie um Foto-, Video- und Konzeptkunst erweitern – vielleicht auch mit politischen Inhalten.

 

SALON DAHLMANN
Marburger Straße 3, 10789 Berlin
www.salon-dahlmann.de

Mehr Texte von Julien Robson

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