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Mein Mission Statement beim Sammeln: Agieren, nicht reagieren!

Anfang der 1970er Jahre begann die lange Sammlerkarriere von Franz Wojda, die bis heute andauert. Mit der Publikation des Buches „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst“ ist eine neue Leidenschaft hinzugekommen: Das Vermitteln der Begeisterung und der richtigen Vorgangsweise beim Kunstsammeln. artmagazine.cc sprach mit Franz Wojda über den Erfolg seines Buches und seine neue Mission: Die elektronische Dokumentation von Kunstsammlungen.

artmagazine.cc: Normalerweise kümmern sich Kunstsammler doch ganz egoistisch um ihre eigene Sammlung, den Verleih von Werken und den Ankauf neuer Arbeiten. Sie haben begonnen, Ihr Wissen weiter zu geben. Haben Sie nicht Angst, dass Kunstsammler, die nach Ihren Methoden vorgehen, Ihnen die interessantesten Werke vor der Nase wegkaufen?

Franz Wojda: Nein überhaupt nicht! Ich bin als ehemaliger Universitätsprofessor wohl darauf konditioniert, mein Wissen zu vermitteln. Außerdem freut es mich immer, wenn ich Sammler treffe, die sich so wie ich aktiv mit der Kunstwirtschaft und ihren Prozessen auseinandersetzen. Und diese sind seit der Veröffentlichung meines Buches deutlich mehr geworden!

Das Buch „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst. Ein ganzheitlicher Ansatz“, ist nun seit etwas mehr als neun Monaten auf dem Markt. Welche Reaktionen gab es bisher darauf?

Ich bin vielen Kunstfreunden begegnet, die sich äußerst positiv dazu geäußert haben. Mein Credo für das Sammeln und damit Mission Statement „agieren, nicht reagieren“, ist voll verstanden und geteilt worden. Darüber hinaus haben der methodische Ansatz und die empfohlenen Vorgehensweisen breite Anerkennung gefunden; auch die Behandlung der Einzelthemen wie Qualität in der Kunst, der Kunstmarkt und dessen Akteure sowie rechtliche und steuerliche Aspekte beim Sammeln. So sind Vielen, die Bedeutung des Urheberrechtes für das Sammeln, mit Aspekten wie Vervielfältigung, das Ausstellen oder Online–Stellen, oder Fragen um das Copyright des Fotos eines Werkes, erst bewusst geworden - und das auch erfahrenen Sammlern!

Haben Sie diese Reaktionen alle in persönlichen Gesprächen erfahren?

Natürlich auch, aber wir haben das Buch in vielen unterschiedlichen Institutionen vorgestellt. Darunter Auktionshäuser, Museen, Galerien, Steuerberatungsunternehmen und Finanzdienstleister. Bei allen diesen Präsentationen haben sich interessante Gespräche entwickelt, ganz unabhängig davon, ob und wie intensiv die Zuhörer sich mit Kunst und dem Sammeln auseinandersetzen.

Haben auch Sie durch diese Diskussionen neue Erkenntnisse gewonnen?

Bei den beschriebenen Sammlertypologien und den sie beschreibenden Merkmalen konnte ich feststellen, dass die Differenzierungs- und Einteilungskriterien durchaus als geeignet angesehen werden, jedoch eine Präzisierung der Ausprägung einzelner Merkmale in Zukunft wünschenswert ist.
Die Beschreibung des Sammlungsprozesses und dessen Unterteilung in einen strategischen und operativen, situativen Abschnitt wurde sehr positiv kommentiert und das von mir entwickelte Vorgehensmodell als wichtige Hilfestellung bezeichnet. Bei der Präsentation und Verwaltung der Sammlung dagegen, ist der entsprechende Abschnitt im Buch noch sehr allgemein geblieben, was auch durch die Vielzahl und Breite der Möglichkeiten von mir so beabsichtigt war.

Sie haben sich in letzter Zeit sehr ausführlich und detailliert mit der digitalen Sammlungsverwaltung für Ihre eigene Sammlung beschäftigt.

Ja, das war schon während der Fertigstellung des Buches eine nächste Zielsetzung. Bei der konkreten Umsetzung für meine eigene Sammlung, habe ich meine Anforderungen für die Auswahl anhand von am Markt angebotenen Softwareprodukten definiert. Dabei musste ich erkennen, dass vielfach Programme angeboten werden, die über eine umfangreiche Funktionalität verfügen, die wesentlich über meine eigenen Anforderungen hinausgeht und Module besitzen, die ich gar nicht nutzen will. Ich habe nun Kriterien spezifiziert, die für mich, aber, wie ich meine, auch für ein breites Spektrum von „Privatsammlern“ relevant sein sollten und deren Bedürfnisse schwerpunktmäßig abdecken.

Und Sie haben nun eine eigene Software entwickelt?

Ich habe sie nicht selbst entwickelt. Ich habe mir dazu einen Partner, in Form eines Softwarehauses gesucht und gefunden. Mit „hgi systems“ wurde nun der ArtAssistant, eine Software für Kunstsammler, auf Basis eines vorhandenen Datenbanksystems, entwickelt. Der ArtAssistant soll eine breite Anwendung gewährleisten, aber auch mit geringem Aufwand an eventuelle individuelle Bedürfnisse des jeweiligen Benutzers angepasst werden können. Ich bin nun über das Pilotstadium hinaus, voll in der Umsetzung, wobei ich dabei von meinem Enkel Philipp unterstützt werde. Er lernt dabei die Kunstwerke noch detaillierter kennen und weist mich „beinhart“ auf Lücken in der bisherigen Dokumentation meiner Sammlung hin! So ist es für uns beide auch ein Lernprozess.

Jetzt sind wir aber bei einem Detail Ihrer Auseinandersetzung mit dem Sammeln gelandet. Sie haben im Buch ja den Begriff des ganzheitlichen Ansatzes geprägt.

Ja, das ist richtig! Der ArtAssistant ist beim Sammeln ein Detail. Aber auch den ihm zu Grunde liegenden Anforderungen sind umfassende, ganzheitliche Betrachtungen - im Querbezug zu dem im Buch vorgestellten Modell - angestellt worden.
Unter Beachtung dieses ganzheitlichen Ansatzes gelingt es einer Sammlerin oder einem Sammler, in dieser komplexen Kunstwirtschaft zu „agieren und nicht nur zu reagieren“.

Werden die zuletzt gewonnenen Erkenntnisse in eine Neuauflage des Buches einfließen?

Ich denke natürlich über eine Neuauflage des Buches nach, zuerst möchte ich mich aber der Übersetzung ins Englische widmen. Eine Reihe meiner internationalen Kunstfreunde haben schon danach gefragt und es ist mir daher ein großes Anliegen. Allerdings ist die Finanzierung noch nicht geklärt, doch ich hoffe sehr, einen Sponsor zu finden, der dies unterstützt.

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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