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Sublime Power: Ohnmacht, Macht und Identität

Die CharimGalerie zeigt noch bis Ende Juli in der Dorotheergasse die Ausstellung „Sublime Power“. Vier zeitgenössische Künstlerinnen thematisieren strukturelle Gewalt in Geschlechterkulturellen sowie ökonomischen Verhältnissen.
Zu sehen sind Arbeiten der türkischen Künstlerin Surkan Moral, der Österreicherinnen Dorit Margreiter, Lisl Ponger und Elisabeth Penker. Die Werke sind teilweise korrespondierend gehängt und ergeben dadurch erhellende Zusammenhänge.

Im vordersten Raum der Galerie sind grisailleähnliche Arbeiten von Elisabeth Penker zu sehen. Es handelt sich dabei um Brustporträts von Indigenen der bereits verschwundenen Caduvevo Kultur in Brasilien. Sie sind in einer achsialen Brechung durch die Mitte zu Ansicht gebracht. Die Köpfe mit ihren Bemalungen werden in die Fläche aufgefächert. Grafische Verzierungen von Kopf und Gewändern wuchern über die handkolorierten fotografischen Flächen.

Im stilistischen Kontrast dazu hängt an der gegenüberliegenden Wand eine Arbeit aus der Serie „Indiana Jones III“ von Lisl Ponger in der eine Kopie von Harrison Ford, den imperialistischen Wissenschaftler mimt. Ponger inszeniert ein üppiges fotografisches Stillleben in dem auch ein Kruzifix nicht fehlen darf. Die Darstellung als gottesgläubiger Abenteurer, der in den Schätzen des Orients schwelgt, ist Ponger sehr gut gelungen.

Der Aufeinanderprall der Fotografie von Lisl Ponger und der collagierten Fotografie von Elisabeth Penker könnte härter nicht sein. Und doch verhandeln beide die oft schiere Unmöglichkeit eine randständige Kultur für uns als Europäer vollständig begreifbar zu machen. Für die Übersetzung und das Verstehen fehlt uns oftmals das Instrumentarium wie eine geeignete Sprache. Dabei sei an das Buch „Traumpfade“ von Bruce Chatwin erinnert, das die gesungenen Wegbeschreibungen der australischen Aborigines aufzuzeichnen versuchte. Schon allein unsere Transkription hinkt den vielfältigen Ausdruckformen der kleinen Ethnien hinterher.
Den imperialen und kolonialen Gestus hingegen inszeniert Lisl Ponger großspurig und sehr gekonnt. Auch zeigt die Künstlerin in einer anderen Arbeit eine Art Stillleben in dem Gewürze und Getreide in Säcken dargeboten werden. Ponger verweist damit auf Lebensmittelspekulationen und das damit verbundene Leid wehrloser Bevölkerungsgruppen.

Im ersten Raum bei Mjriam Charim hängen Arbeiten der türkischen Künstlerin Sukran Moral. In einer der Fotografien zieht sich die Künstlerin die Lippen mit Lippenstift nach und verwendet als Spiegel ein Hackbeil. Sie bezeichnet das Hackbeil in einer anderen Arbeit als „Artist Mirror“ und deutet damit ein gewalttätiges Verhältnis der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Frauen und sexuellen Minderheiten an.
Die Arbeiten sind sehr eindringlich und auch eine kurze Videosequenz eines Trauergesangs bei einer bereits erfolgten Seebestattung von 2003 –„Despair“ trifft sehr präzise einen gesellschaftspolitischen Punkt.

Das Scheitern kapitalistischer und kommunistischer Projekte und das Entstehen von Marginalien in deren Ruinen, erzählt ein kurzes Video von Dorit Margreiter aus dem Jahr 2013. In der Nähe von Peking begann die Chinesische Regierung ein Großprojekt zu bauen, das sie schließlich aufgab. In den Ruinen pflanzten Bauern aus und die Geisterstadt wurde zum Treffpunkt für diskriminierte sexuelle Gruppen. 

Die vier Künstlerinnen zeigen sehr eindringlich wie Ohnmacht durch Geschlecht, Ethnie, geografische Lage und Armut tradiert wird. Stimme, Macht und Durchsetzung erreicht die Frau, die Gay- Trans- und Gendercommunity sowie die randständige Ethnie nur durch Bildung, Differenz (Identität), Geld und politische Einflussnahme. Mancherorts ist es bis dorthin noch ein steiniger Weg.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Sublime Power
17.05 - 28.07.2017

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


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