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Art Brussels 2017: Unbelastete Präzision

Letztes Jahr beherrschte der Terror die belgische Hauptstadt. Die Stimmung war gedrückt, als die Art Brussels damals zur Premiere in das Tour & Taxis-Areal lud. Die aktuelle 35. Ausgabe geht von Hiobsbotschaften unbelastet an den Start. Die Veranstalter sind fest entschlosssen, ihren Ruf als Entdeckermesse zu verteidigen. Da muss auch schonmal eine hohe Fluktuation bei den Ausstellern als Beweis für die behauptete Frische herhalten. Unter den 145 Ausstellern sind nicht weniger als 36 Neuzugänge. Ob Lucio Fontana, dem Roebilant & Voena aus Mailand ihren Stand widmen, tatsächlich noch jemandem neue Aspekte eröffnet, ist allerdings eher fraglich. Kaj Forsblom aus Helsinki fährt mit Künstlern wie Ai Weiwei auch keine Neuentdeckungen auf. Er hat Brüssel den Vorzug vor Köln gegeben. Die Art Cologne sei ihm zu deutsch, erklärt Kaj Forsblom. Das benachbarte Rheinland gehörte schon immer zum Einzugsgebiet der Art Brussels, entsprechend stark war die Präsenz der Kollegen von jenseits der Grenze. In diesem Jahr liegen Brüssel, Köln und Berlin jedoch innerhalb einer Woche, so dass sich nur wenige deutsche Aussteller diesen Stress antun. So kommt es, dass Wien mit sechs Ausstellern doppelt so viele vorweisen kann wie Köln. Aus Düsseldorf ist sogar nur Cosar HMT angereist, die in der Abteilung Discovery ausstellt. Diese versammelt junge Galerien, die Künstler zeigen, die im europäischen Kontext noch wenig bekannt sind. Die 30 Teilnehmer sind dieses Jahr in einer eigenen Halle platziert. Das fördert den kompakten Eindruck dieser Sektion, nimmt dem Hauptfeld allerdings etwas die Dynamik. Dort unregelmäßig in den Hallenplan eingestreut finden sich die Rediscoveries, bisher in Handel und Institutionen unterrepräsentierte Künstler. Hier lassen sich gerade bei den wenigen osteuropäischen Vertretern tatsächlich einige Künstler wiederentdecken. Mit der bekannt engagierten und kenntnisreichen Sammlerschaft im Rücken und einer präzisen Positionierung muss sich die Art Brussels keine allzu großen Sorgen machen, dass die neue lokale Konkurrenz ihr in nächster Zeit den Rang ablaufen könnte. Dem Edel-Satelliten Independent war die Premiere letztes Jahr wegen der Terroranschläge zum Fehlstart geraten. Der Ableger der New Yorker Galeristenmesse Independent hat jedoch auch in seinem zweiten Jahr zur Eröffnung nicht gerade an Überfüllung gelitten. Mit 72 Teilnehmern ist die Veranstaltung halb so groß wie die Traditionsmesse und bemüht sich um ähnliche Coolness wie die angesagte Mutter in New York. Ihr Nomadentum behält die stets auf Jugendlichkeit bedachte sechste Ausgabe der Poppositions bei. Ursprünglich von Sammlern angeschoben, zeigen zumeist sehr junge Galerien oder Off Spaces jedes Jahr in einem anderen Gebäude Einzelpräsentationen, diesmal sind es 21. Die Veranstaltung versteht sich weniger als Messe denn als kuratierte Ausstellung. -- Independent Brüssel Vanderborght Building, Schildknaapstraat / 50 Rue de l’Ecuyer 1000 Brüssel Poppositions Ing Art Center, Place Royale/Koningsplein 6 1000 Brüssel
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels 2017
21 - 23.04.2017

Art Brussels @ Tour & Taxis
1000 Bruxelles, avenue du Port 86 C
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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