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Ingeborg Strobl 1949 – 2017

Unabhängig davon, ob jetzt erst bekannt gegeben, ob früher oder später ins Bewusstsein eingedrungen: Es bleibt ein Schock zurück. Und: Trauer um Ingeborg Strobl, die ihr Œuvre kontinuierlich, ruhig und sicher weiter entwickelte, sukzessive eine präzise ausgearbeitete Ausstellung der nächsten folgen ließ, sich selbst als Person aber niemals offensiv in den Vordergrund gedrängt hat. Trotz stetiger Sicherheit und Präzision in ihrer konzeptuellen Arbeit. Ebenso wenig wie sie an den für die Gegenwartskunst typischen Kämpfen um die jeweilige Pole Position interessiert war, steckte Ingeborg Strobl ihr Engagement nicht in die marktschreierische Proklamation von Diskursen. Auch die performativ agierende und feministisch orientierte Künstlerinnen-Gruppe DIE DAMEN, die sie 1987 gemeinsam mit ONA B., Evelyne Egerer und Birgit Jürgenssen gründete, und der sie bis 1992 angehörte, suchte nicht nach plakativen Effekten, sondern setzte sich als Projekt der feinen Nuancen, als subversiv ironisches Spiel mit Zeichen und Zuschreibungen von Weiblichkeit durch. Selbst, wenn Ingeborg Strobl in einer ihrer letzten Ausstellungen, im WIEN MUSEUM, wieder die Fotografie in den Vordergrund rückte und sich da mit Werken aus ihren Archivbeständen emphatisch an unscheinbare oder teils übersehene und vielleicht schon vergessene Orte Wiens annäherte, arbeitete sie dennoch in unterschiedlichen Medien. Material und Ausdrucksform wählte sie den jeweiligen Themen entsprechend stets undogmatisch. Eine besondere Rolle in ihren Werken spielte das persönliche Bezugssystem und Bedeutungsnetz. Außergewöhnlich und aufregend in diesem Zusammenhang war Ingeborg Strobls Projekt »Das Tier« 1992 für den Hauptraum der Secession: eine Hommage im besten Sinn, für die sie sogar Objekte aus dem naturhistorischen Museum geliehen hatte. Begleitet war die Ausstellung von einem großartig gestalteten Buch. Aus persönlichen existenziellen Motiven heraus, eine poetische, konzeptuelle und in ihrer Gestaltung rigide determinierte Ausstellung. Angesichts ihrer Genauigkeit, konnte es verwundern, wenn Strobl meinte, das alles sei gar nicht so wichtig. Mitunter transportierte sie ihre Werke bloß in Schachteln oder erklärte gar, ihre Retrospektive im LENTOS in Linz in einem System einfacher Boxen würde vor allem das Temporäre, das Kommen und Gehen ihrer Ausstellungen betonen. Schließlich verschwinde alles wieder einmal. Und doch gilt das nur zum Teil: Neben Collage, Fotografie, Künstlerbuch oder räumlich ausgefaltetem Environment umfasst Ingeborg Strobls Œuvre mehrere bleibende Arbeiten im öffentlichen Raum wie etwa »ein Garten (zum Beispiel)« im 2. Bezirk Wiens nahe der U2 Station Novaragasse oder – wieder dem Tier gewidmet – ein »Mahnmal für verloren gegangene Artenvielfalt" in Paasdorf in Niederösterreich. An der Angewandten, wo sie – ebenso wie am Studium am Royal College of Art in London – ihre Ausbildung absolviert hat, lehrte die 1949 in Schladming geborene Ingeborg Strobl bis 2001 im Rahmen einer Gastprofessur. Mit ihren ruhigen jeweils individuellen Ausstellungsprojekten mit unterschiedlichen persönlichen Rückbezügen blieb Ingeborg Strobl ohne Unterbrechung präsent. Umso größer die Traurigkeit und das Bewusstsein von einer Leerstelle nach ihrem Tod am 9. April dieses Jahres. -- Ergänzung der Redaktion, 11. April 2017 Das LENTOS Kunstmuseum Linz hat in Gedenken an Ingeborg Strobl eine Vitrine mit Werken der Künstlerin in der Dauerausstellung Die Sammlung. Klassiker, Entdeckungen und neue Positionen eingerichtet. Fotos: Reinhard Haider
Mehr Texte von Roland Schöny

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Ein guter Mensch ...
walter | 26.02.2018 07:30 | antworten
... und als eine explizite Künstlerin ist von uns körperlich weggegangen.

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