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Axel Hütte - Rheingau: Deutscher Wald allover

Parallel zu den musikalischen Höhepunkten der Salzburger Osterfestspiele eröffnen auch die Salzburger Galerien ihre Festspiel-Ausstellungen. Während Thaddaeus Ropac sich mit dem Persischen Künstler Imran Qureshi vom Musikprogramm der Walküre eindeutig absetzt zeigt Nikolaus Ruzicska mit Axel Hüttes Neuinterpretation des Zyklus „Lob des Rheingaus“ fotografische Ansichten zu einem oft missbrauchten deutschen Thema. Der Zyklus von Axel Hütte ist zwischen Herbst 2009 und Frühjahr 2010 entstanden und zeigt großformatige Landschaften. Schneeverwehte Windschutzgürtel, Rheinschlingen, Waldansichten und kleinformatige Arbeiten von Schloss- und Burgruinen entlang des Stromes sind bei Nikolaus Ruzicska zu sehen. Boehringer Ingelheim vergab Anfang der 2000er Jahre den fotografischen Auftrag „Lob des Rheingau“ an Axel Hütte. Bereits 1953 entstand unter demselben Titel ein bahnbrechender Fotozyklus von Albert Renger-Patzsch. Damals wie heute erschien ein Bildband zu diesem Thema. Nun ging es um den fotografischen Blick eines zeitgenössischen Künstlers auf dieses Thema. Hütte spielt in seiner Arbeit mit der gesamten deutschen Kulturgeschichte und dem Wissen um die Aufnahmen von Renger-Patzsch. Der „deutsche Wald“ erscheint dabei als ein dichtes, unregelmäßiges Gitterwerk, das sich aus einem diffusen nebligen Weiß abhebt. Es gibt kein oben und kein unten der Bäume. Sie werden ohne Wurzel und Baumansätze abgebildet und tragen keine Baumkronen. Das Gehölz erscheint dem Betrachter undurchdringlich. Das „all over“ des Bildgegenstands, das wir auch aus der Malerei kennen – Jackson Pollock(1) - findet sich in der Abbildung von blätterlosen Baumkronen wieder in denen Vogelnester sichtbar werden. Das Ausbreiten des Bildgegenstands in die Horizontale und Vertikale und seine daraus resultierende Dominanz sind langjährige künstlerische Strategien von Axel Hütte. Dieses Verfahren führt manchmal zum „auf den Kopf stellen“ der Bilder wie dies auch in einem der Weiherbilder von Axel Hütte bei Ruzicska zu sehen ist. Die Lichtspiegelung bleibt dabei gleich, egal ob das Bild gedreht ist oder nicht. Axel Hütte beherrscht die Bildfläche außerordentlich. Als Schüler des legendären Fotografenpaares Bernd und Hilla Becher in der Düsseldorfer Akademie, ist er einer der großen deutschen Absolventen dieser Klasse und dies wird auch in dieser Ausstellung sichtbar.(2) Als kritischer Betrachter hätte man sich aber ein bisschen mehr Ironie und weniger Pathos gewünscht. Das hätte dem geschichtsträchtigen Thema des „Rheingaues“ sicherlich gut getan. Aber dies scheint auch bei den Musikfestspielen kaum eine Rolle zu spielen. Legte man doch bei der Walküren Inszenierung besonderes Augenmerk auf die Inszenierung von vor 50 Jahren. So restaurierte man das Bühnenbild von 1967 – dem Beginn der Osterfestspiele. Die Aufführung atmete ganz den Geist Herbert von Karajans. Dennoch wird mit der Oper „Lohengrin“, ein Werk des zeitgenössischen italienischen Komponisten Salvatore Sciarrino aufgeführt. Mögen die Spiele gelingen. -- (1) Die Urheberschaft dieses Vergleichs gebührt Klaus Honnef . Obgleich jeder Kunsthistoriker beim Betrachten von Hüttes Bildern selbst auf diese Parallele kommen mag. (2) „Fotografien werden Bider. Die Becher Klasse“ lautet eine gleichnamige Ausstellung dazu im Städel Museum in Frankfurt.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Axel Hütte - Rheingau
07.04 - 13.05.2017

Galerie Nikolaus Ruzicska
5020 Salzburg, Faistauergasse 12
Tel: +43 662 630 360, Fax: +43 662 630 60
Email: salzburg@ruzicska.com
http://www.ruzicska.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 10-14 h


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