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Rettung des Retters

Wie oft kann eine Kunstsammlung gerettet werden? Anscheinend nicht oft genug. Der Sammlung Essl geschah ebendies im Laufe der vergangen Jahre mehrmals. Zuerst reichte der Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner selbstlos helfende Hände. Im Grunde handelte es sich zwar bloß um die Bürgschaft für einen Kredit, aber egal, man hatte einen Retter. Und jetzt wurde das Konvolut – von dem zunächst nicht einmal ganz klar war, wie viele Werke es tatsächlich umfasst – von der Albertina und dem Kulturminister noch einmal gerettet und mit ihm quasi sein vormaliger Retter. So, wie all diese Aktionen PR-technisch verkauft wurden, konnte man meinen, die Gemälde von Georg Baselitz und Installationen von Valie Export wären ansonsten von finsteren Gestalten nächtens aufgeschlitzt oder zertrümmert worden. Ja, wir alle haben das Essl Museum geliebt. Es war stets wie ein kleiner Urlaub, wenn man entweder von der Busstation über den Bahnübergang schlenderte oder das Auto am Parkplatz abstellte, draußen in Klosterneuburg, das helle Atrium betrat, dort stets mit einer Freundlichkeit empfangen wurde, die man nicht oft findet, und danach in dem tollen Heinz-Tesar-Bau Ausstellungen – oft von hier erstmals groß präsentierten Künstlern – sehen konnte. Auch die Kunstvermittlung: großartig. Die Sammlung war mit dem wunderbaren Museum direkt verknüpft. Der bejubelte Retter Haselsteiner hatte gleich klar gemacht, dass er das Museum nicht als sein Business betrachtet. Die zig Millionen Schulden wurden und werden mit Verkäufen beglichen, das Rettungsgut wird gefleddert. Doch überhaupt stellt sich die Frage: Warum muss eine solche Sammlung, von deren tausenden Objekten stets die besten promotet werden, überhaupt gerettet werden? Aus der Sicht eines Sammlers, der all sein Herzblut in die Kunst gesteckt hat, ist es verständlich, dass er die Sammlung zusammenhalten möchte, sein Abbild, seine Handschrift hat sich darin eingeschrieben. Doch aus Sicht der Steuerzahlerin fragt man sich: Müssen die 4600 Werke in ihrer Gesamtheit wirklich über 27 Jahre hinweg auf Kosten der Öffentlichkeit gehegt und gepflegt werden? Und wie viel davon wird bestehen bleiben? Wäre es nicht sinnvoller, nur deren Juwelen für die Öffentlichkeit zu sichern – und das nicht als Leihgabe, sondern als Ankauf?
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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