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Ein Fest des Staunens. Charlotte Moorman und die Avantgarde, 1960–1980: Vermittlerin der Avantgarde

Der seit einigen Jahren auf performative, experimentelle Kunst aus New York der 1960er und 70er Jahre gelegte Fokus im Museum der Moderne Salzburg führt aktuell zu einer retrospektiven Dokumentation der Tätigkeiten der Cellistin, Performerin, Fluxus-Künstlerin und Vermittlerin Charlotte Moorman. Hierbei findet nach wie vor das modernistisch geprägte Modell der Avantgarde seine Anwendung, wenn es um grundlegende Neuerungen geht, die Moorman im Bereich der experimentellen Klangkunst einführte. Die ausgebildete Cellistin, die 1961 ein Konzert des Violinisten Kenji Kobayashi organisierte, fand unmittelbaren Zugang zu KollegInnen wie Yoko Ono, La Monte Young oder Simone Forti, wodurch sich ihr Kunst- und Musikbegriff automatisch ausweitete. In ihren „Mixed-Media“ Performance-Stücken lotete Moorman die Grenzen musikalischer und skulpturaler Bedingungen aus, wodurch sich eine zunehmende Verquickung zwischen Instrument und Körper der Künstlerin ergab. Die Repräsentation des eigenen, sexualisierten Körpers, die aufgrund von unbekleideten Auftritten auch zu Konflikten mit dem Gesetz führte, lässt bei Moorman eine sehr eigenwillige feministische „Rebellinnenhaftigkeit“ erkennen, wie es auch der Katalogtext von Kristine Stiles verdeutlicht. Als Muse von Nam June Paik oszillieren ihre Auftritte zwischen Performerin seiner Stücke, eigenständiger künstlerischer Darbietung sowie Mediatorin eines spezifischen Kunstgenres. Die Ausstellung bietet anhand zahlreicher Archivmaterialien einen eindringlichen Überblick über das Schaffen der Künstlerin sowie Organisatorin des Annual New York Avantgarde Festivals, das ab 1963 insgesamt fünfzehn Mal stattfand und seine Aufführungsorte jedes Jahr erweiterte. Neben dem Schauplatz New York führten Moormans Auftritte die Künstlerin auch mehrmals nach Europa, etwa 1965 zum „24 Stunden“-Happening nach Wuppertal. Bei der Ars Electronica 1982 in Linz zeigte sie eine ihrer legendären Performances, Jim McWilliams’ „Sky Kiss“, bei dem die Künstlerin auf Heliumballons in der Luft schwebend Cello spielte. Das von McWilliams für Moorman konzipierte Stück gelangte das erste Mal 1968 beim sechsten Annual New York Avantgarde Festival zur Aufführung. Moormans Interpretationen ihrer berühmten Stücke wie „26’1.1499’’ for a String Player“ von John Cage, Paiks „Opera Sextronique“ und „TV Cello“, Karlheinz Stockhausens „Originale“ sowie die eigenwillige Appropriation von Yoko Onos „Cut Piece“ werden in der Ausstellung auf einer dichten Dokumentationsebene repräsentiert und laden zur Vertiefung in die facettenreichen Netzwerke der Künstlerin und einem bedeutenden, jedoch bisher weniger rezipierten Teil der New Yorker Kunstgeschichte ein.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Ein Fest des Staunens. Charlotte Moorman und die Avantgarde, 1960–1980
04.03 - 18.06.2017

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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