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Rundgang 2017: Zwischen-Stopps

Die Spannweite des Gebotenen ist groß, wenn sämtliche Disziplinen einer Institution wie der Akademie der bildenden Künste sich präsentieren, und zwar nicht nur die „althergebrachten“ wie abstrakte und gegenständliche Malerei, Bildhauerei bzw. Grafik und Druckgrafik. Die bildende Kunst hat inzwischen viele Konnotationen und entsprechende Fachbereiche an der Akademie: Erweiterter Malerischer Raum, Kontextuelle Malerei, Konzeptuelle Kunst, Kunst im Öffentlichen Raum, Kunst und digitale Medien, Fotografie bzw. Film, Performative Kunst - und Kombinationen untereinander, Konservierung, Architektur, Textiles... Die Spannweite des Gebotenen ist aber auch insofern „spannend“, wenn man insgeheim das Auge schulen will, welche die ausgereifteren Arbeiten einer/s angehenden DiplomandIn sind oder einer/s Erstsemestrigen. Noch dazu stellt sich bei einzelnen StudentInnen heraus, dass schon Berufspraxis oder ein Diplom in einer künstlerischen Sparte vorausgehen. Erster Stopp: Selim Oran. Auf einer Stellwand auf dem Gang verschiedene Formate von Leinwandbildern mit einer speziellen farbigen Struktur, nicht gemalt, eher Punkte wie feinste Knoten eines völlig abgetretenen Teppichs. Er hat eine eigene Technik entwickelt, um diese subtilen Erhabenheiten zu produzieren. Auch die Farbgebung sitzt. Und fast ertappt man sich bei einem „ah, na klar“, wenn man erfährt, dass es sich um den Sohn eines nicht unbekannten Künstlers, Ahmet Oran, handelt und er wohl mit Kunst aufgewachsen ist. Zweiter Stopp: Anna Bochkova. Blickfang sind in einer Ecke lose bis hoch hinauf drapierte „Kleidungsstücke“ aus braunem Packpapier, eher fetzig, gecrasht, schemenhaft, und doch sehr präsent. Dazwischen aufgeblätterte Malbücher. „The Corner“/ die Ecke so der Titel der Installation, mit der Bochkova das menschliche Gedächtnis bzw. Vergangenheit thematisiert, ja inszeniert. In weiteren Skizzenbüchern findet man „malerische“ räumliche Malerei oder mit klarem Strich eingefangene Momente, Figuren, Szenerien – und man liegt nicht falsch, etwas Bühnenhaftes darin zu entdecken. Dem Wiener Studium ging ein Studium für Bühnenbild in Moskau voran. Dritter Stopp: Klasse Abstrakte Malerei Prof. Erwin Bohatsch, eine gemeinschaftliche Hängung sämtlicher StudentInnen, die jeweils mit einem Werk vertreten sind. Auswahlprinzip: Je zwei Studies bildeten ein Team und kuratierten gegenseitig ein Bild. Ein flotter Mix quer durch die Semester, logischerweise mehr oder weniger elaboriert ;-), wo aber der Blick sowohl an einzelnen Arbeiten eintaucht, aber auch die Gesamtpräsentation erfreulich ist. Vierter Stopp: Michal Rutz. Es ist diese Flagge, die leicht labrig an der Stellwand hängt, (rot)-weiß-rot, der schwarze Adler flüchtig weiß übertüncht, Titel: Polen, Polen Über Alles, 2017. Selbst wenn man die polnischen Flaggenfarben nicht parat hätte, diese Arbeit hilft schnell nach, indem von der österreichischen Fahne das obere Rot abgeschnitten wird. Eigentlich wollte Rutz auch das logische Pendent machen: Eine weiß-rote polnische Flagge um den oberen roten Streifen ergänzen und den weißen Adler auf rotem Grund schwärzen... Ja, es geht um Migration, um Integration. Aber eigentlich malt er, und zwar sehr gut, konzentriert sich in der aktuellen Auswahl auf Köpfe, auf das Gesicht – ohne Portraits zu meinen, sondern Mensch, Mann, durchaus in zwanghaften Situationen. Sein Ding sind eben die knackigeren Themen, politisch – deshalb konnte er seine Kunst in Polen nicht weiter ausüben –, menschlich, sexuell. Auch insofern kann er hierzulande künstlerisch mit mehr Toleranz rechnen. Fünfter Stopp: Hanna Schibel. Erdgeschoss, hinter der Aula. Leider war hier nur noch Zeit für einen kurzen Blick. Beide gezeigten Arbeiten waren diesen jedoch wert. Hart aber wahr: Ich habe nicht einmal alles im Hauptgebäude Schillerplatz bei diesem Rundgang sehen können, (weil auch noch die Gemäldegalerie / Kupferstichkabinett mit einer Ausstellungseröffnung gelockt haben), geschweige denn, die anderen Lokalitäten. Noch bis Sonntag gibt es die Gelegenheit für Entdeckungen. -- Öffnungszeiten Fr, 20.01.2017, 10.00–22.00 h Sa, 21.01.2017, 12.00–22.00 h So, 22.01.2017, 12.00–18.00 h Die weiteren Adressen Atelierhaus | Lehargasse 8 | 1060 Wien Bildhauerateliers | Kurzbauergasse 9 | 1020 Wien Institutsgebäude | Karl Schweighofer Gasse 3 | 1070 Wien
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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Rundgang 2017
20 - 22.01.2017

Akademie der bildenden Künste Wien
1010 Wien, Schillerplatz 3
http://www.akbild.ac.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa, So 12-19 h


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