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Ian Wilson: Die KW als Konzept-Kirche?

Mit Arbeiten von Ian Wilson und Hanne Lippard startet Krist Gruijthuijsen sein Ausstellungsprogramm in den Berliner KW – und enttäuscht maßlos. Ian Wilson gehört zu den Klassikern der Konzeptkunst. Er ging mit der Dematerialisierung der Kunst so weit, wie nur wenige vor oder nach ihm. Seit den späten 1960er Jahren nämlich produzierte er als „Werk“ nur noch Gespräche mit anderen, die Einladungen dazu sind alles, was danach noch ausgestellt werden konnte. Dieses geschieht dann auch jetzt, knapp 50 Jahre später in den Berliner KW, schön sauber zusammengestellt in kleinen Schaukästen, wie man sie von Ausstellungen dieser Art gewöhnt ist. Warum aber zeigen die KW, die sich doch selbst als ein „Institut für zeitgenössische Kunst“ bezeichnen, diese überaus auratisch, ja asketisch-heilig daherkommende Museumsausstellung? Wilsons Ästhetik ist ja seit Jahrzehnten allseits bekannt, ist zudem inzwischen nicht mehr als eine konzentrierte, aber sich wenig entwickelnde l’art pour l’art-Strategie. Der neue Direktor Krist Gruijthuijsen begründet es so: „Zeitgenossenschaft hat nichts mit Alter zu tun“, und: „Alle Kunst beginnt mit Reden, alle Politik beginnt mit Reden“. Dass solche Plattitüden aber als Begründung für ein brav-akademisches Ausstellungsprogramm, dass gerade jetzt – ein Tag nach der Eröffnung wurde Donald Trump in sein Amt eingeführt – mit seiner intelligenten Indifferenz als mehr als nur irrelevant erscheint, nicht ausreichen, dieses dämmerte dann wohl selbst Krist Gruijthuijsen und er ließ eine junge Künstlerin in Dialog mit Ian Wilson treten: die Engländerin Hanne Lippard. Doch das Resultat dieses Dialoges ist erschütternd platt und prätentiös, lies Lippard doch in schickstem „Diskurs-Design“ eine monochrome beige Wendeltreppe in die große Halle der KW installieren. Diese führt in einen lauschig beleuchteten Raum, der so niedrig ist, dass man kaum in ihm stehen kann, man also Platznehmen muss. Tut man dieses, dann kann man in aller Ruhe einem soften Soundpiece der Künstlerin lauschen, in dem die Stimme Lippards zu hören ist, mal redend, mal fast singend, immer nett einschmeichelnd, aber „ohne dass genau zu sagen wäre, worum es geht“, wie Silke Hohmann treffend schrieb. Kurz und schlecht: Wenn die KW so weiter machen, drohen sie endgültig in langweiliger Mittelmäßigkeit zu versinken.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Ian Wilson
20.01 - 14.05.2017

KW Institute for Contemporary Art
10117 Berlin, Auguststraße 69
Tel: 0049 (0) 30. 24 34 59 0, Fax: 0049 (0) 30. 24 34 59 99
Email: info@kw-berlin.de
http://www.kw-berlin.de
Öffnungszeiten: Mi-Mo 11-19, Do 11-21 h


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