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Poetiken des Materials: Papst Franziskus und der Schnurrbart

Es gibt Ausstellungen, in denen man sich wahrscheinlich nicht zu sehr damit aufhalten sollte, ihren Kern zu ergründen. Wer in der Schau „Poetiken des Materials“ zu lange darüber nachgrübelt, was an diesem „Neuen Materialismus“ nun wirklich so neu ist, warum da immer von „kunstfremden“ Materialien die Rede ist – wo doch längst alles, bis hin zu Ausscheidungen, den Weg ins Museum gefunden hat – und was genau diese Arbeiten hier von fast all den anderen bildhauerisch-installativ angelegten Werken, die heute so produziert werden, tatsächlich unterscheidet: der kommt nicht dazu, die Kunst selbst zu erkunden. Da nimmt Christian Kosmas Mayer (der Mittelname ist übrigens neu) in seinem Video das Publikum mit ins Museum, das er als „Gedächtnispalast“ benutzt: Zu einem Gemälde von Kolo Moser soll man sich etwa, so wird man von einem Schauspieler angeleitet, Papst Franziskus vorstellen, wie er durch einen Garten spaziert und auf einen riesigen Schnurrbart trifft; schräge, surreale Verknüpfungen, die einen besonderen Reiz im musealen Umfeld entwickeln. Anne Schneiders stelenartige Figuren, die aus rosa Betonelementen gebildet werden, spielen mit den Dualismen zwischen Innen und Außen des Körpers – die textilen Materialien, die als Gussformen dienen, konterkarieren das harte Material, ebenso wie die Farben, die man auch mit jenen des Fleisches assoziieren kann. Sonia Leimers Installation vereint große geometrische Formen – einem Versuch mit einem Affen nachempfunden – aus Edelstahl mit Weltall-Aufnahmen und Asphaltstücken; und Benjamin Hirte entwickelte Bassins auf Grundrissen von Buchstaben, Ideenpools gewissermaßen. Inwiefern hier tatsächlich „Materialien und Dinge als ‘Mitakteure’ historischer Prozesse sowie als deren Produkte wahrgenommen“ werden, wie Kuratorin Stephanie Damianitsch im Katalog schreibt, bleibt dabei allerdings häufig ziemlich im Dunkeln. Doch die sieben Positionen dieser Ausstellung können auch für sich stehen, ohne als Beleg für eine Theorie, die sich nur schwer mitteilt, dienen zu müssen. -- Das Leopold Museum hat zu den Weihnachtsfeiertagen Sonderöffnungszeiten: Weihnachtsferien (25.12. - 6.1.) täglich geöffnet. Täglich: 10-18 Uhr, Donnerstag: 10-21 Uhr Am 31.12.: 10 – 17 Uhr
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Poetiken des Materials
21.10.2016 - 30.01.2017

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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