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Unterentwickelt

Es ist jetzt an der Zeit, einmal ein paar Takte in eigener Sache zu reden. Denn langsam beschleicht mich das Gefühl, dass in der Kunstszene ein etwas unterentwickeltes Verständnis von Journalismus vorherrscht. Da wäre etwa jener Museumsdirektor, der ein von ihm gegebenes Interview – das zur Autorisierung geschickt worden war – in stinklangweiliges PR-Gedöns umschrieb und sich fürchterlich aufregte, als man sich sträubte, es auf diese Weise zu publizieren. Da wären, immer wieder, diverse andere Leute, die Artikel vor Drucklegung „zur Kontrolle“ geschickt haben wollen – und einfach nicht verstehen, warum man sich dagegen verwehrt. Und nicht zuletzt jene Galeristinnen, die sich schon über das Ansinnen, einen ebenso unverfänglichen wie kurzen Bericht über Krach im Galerienverband zu verfassen, furchtbar aufregten, mit dem Anwalt drohten und schließlich über alle nur möglichen Kanäle versuchten, dessen Erscheinen zu verhindern. Glücklicherweise erfolglos. Nun erwies sich auch die einstige Kulturstadträtin Wiens, Ursula Pasterk, als nicht wirklich verständig gegenüber dem, was Journalisten sollen und dürfen. Es ging um die Berichterstattung über Agnes Husslein und das Belvedere. Dazu recherchierte die Kollegin vom „Standard“, Olga Kronsteiner, intensiv und hartnäckig. Sie ging vielen Ungereimtheiten nach, fand Dinge heraus, die man nicht als unerheblich abtun kann, kurz: lieferte Top-Journalimus. Doch im „Trend“ klagte die Ex-Stadträtin, dass „Investigation mit Denunziation“ verwechselt worden wäre. Schlampereien oder Fehler konnte sie der Redakteurin zwar nicht nachweisen. Dafür mokierte sie sich über deren Facebook-Einträge, die sie offenbar als „Vorverurteilung“ betrachtete. Der Zusammenhang mit dem Vorwurf der schleissigen Recherche wurde freilich nicht recht klar. Vielleicht sollte bloß jemand Frau Pasterk die Unterschiede zwischen einem Posting auf einem – ja eigentlich privaten – Facebook-Profil und einem redaktionellen Kommentar in einer Tageszeitung erklären. Und all den anderen irgendwer die Prinzipien der Pressefreiheit in westlichen Demokratien.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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