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Cumuli – Trading Places: Im Rom des Nordens

Die Galerie 5020 in Salzburg setzt in ihrer diesjährigen Festwochenausstellung mit dem Begriff „cumulus“- zu deutsch „Anhäufung“ - auseinander. Lag in einer früheren Ausstellung von 2013 der Focus auf dem Begriff „Sammeln von Artekfakten und Gegenständen“, so lautet der Ausstellungstitel 2016 „Cumuli - Trading Places“. Dabei geht es um den modernen Marktplatz und das Zusammenspiel zwischen Kunst, Kapital und Sammlungstätigkeit. Quasi als Einleitung zu dem Thema wird ein Bild von Canaletto zitiert, das als großformatige Reproduktion und in kleineren Ausführungen immer wieder in der Ausstellung zu sehen ist. 1760 malte der Künstler den „Campo di Rialto“, einen Marktplatz in Venedig, der ähnlich den Logen in Florenz eine Art Vordach hatte und unter deren Arkaden sich die Händler tummelten. Wie eine Bühne auf der sich das Leben und das Schauspiel entfaltete, lässt sich das Bild von Canaletto betrachten. Die Idee der Bühnenarchitektur wird explizit von dem Kuratoren- und Künstlerteam als Vorgabe genutzt um einen sich ergänzenden Ausstellungsparcours in der Galerie zu gestalten. Im Rahmen dieses Parcours stellen die daran teilnehmenden Künstler – es sind ihrer 26 – ihre Ideen zu „trading places“ vor. Auftraggeber des Canaletto-Bildes war der deutsch-italienische Kaufmann Sigismund Streit, der auf dem Rialto Markt seine Geschäfte als Kaufmann betrieb. Sein Aufstieg manifestierte sich unter anderem in einer Gemäldesammlung, die er später seiner Berliner Gymnasialanstalt vermachte. Ob der Fülle der Beiträge seien hier nur einzelne zeitgenössische Arbeiten erwähnt, wie die Fotosammlung von Polaroids des Österreichers Gregor Schmoll. Er findet Motive des Alltags, wie eine Kerze, die er so arrangiert, dass sie an Gerhard Richters berühmtes Kerzengemälde erinnert. Mit einfachen Mitteln inszeniert er Sujets, deren weltberühmte Originale in den teuren Sammlungen dieser Welt hängen. Damit schafft er seine eigene portable Privatsammlung von säuberlich gerahmten und damit überhöhten Polaroids. Weiters sticht die Arbeit des deutschen Künstlers Axel Hoedt ins Auge. In zwei Buchbänden hat er sich mit Karnevals-Figuren im süddeutschen, schweizerischen und österreichischen Raum auseinander gesetzt. Hier zu sehen sind Fotografien von Faschingsfiguren - des Flinserl und des Zacherl aus dem Ausseerland. Es sind die Flinserln die gemeinsam mit den Trommelweibern, den dortigen Karneval bestimmten. Die Flinserl haben venezianische Wurzeln wie den Arlecchino, eine männliche Figur der Commedia dell´Arte, die weibliche Fastnacht Figur entspricht der Columbina der Commedia dell`Arte. Die deutsche Künstlerin Heike Gallmeier zeigt eine Fotografie, die Gemälden aus der Spätrenaissance und dem frühen Barock nachempfunden ist. Der Blick springt unruhig von Vordergrund zu Hintergrund und retour. Es scheint sich um einen Raum zu handeln wo Wandteile, ein Doppelbogen, eine Art Truhe sich knapp hinter einem Bett befinden. Alles scheint in der Fläche arrangiert. In dem Bett liegt die Künstlerin träumend mit einer Schlafhaube. Die Arbeit heißt „Wahrtraum, 2011“. Diese Bühnenarchitektur baute die Künstlerin selbst und ließ sich darin liegend abfotografieren. Ihre Arbeit löst zahlreiche Assoziationen in der Kunstgeschichte aus. Vor allem erinnern ihre Arbeiten an Gemälde und Innenräume von Piero della Francesca. Wie sehr die klassische Kunst, der Kunsthandel, das italienischen Leben mit seinem Geldsystem und seinem Theater auch schon vor der Französische Revolution und der Aufklärung unser Leben nördlich der Alpen bestimmt hat, kann diese Ausstellung nicht beantworten. Aber sie gibt Denkanstöße zu Traditionen und gebrochenen Kontinuitäten und macht das große Themenfeld Kapitalismus und Kunstmarkt auf. Und es ist eine schöne Idee diese Arbeiten im Rom des Nordens zur Festspielzeit zu zeigen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Cumuli – Trading Places
21.07 - 27.08.2016

Fünfzigzwanzig
5020 Salzburg, Residenzplatz 10
Tel: + 43 662 848817
Email: office@galerie5020.at
http://www.galerie5020.at
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19, Sa 11-14 h


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