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medienblock-richard-kriesche: Vom Werk zur Idee

„Kunst zieht der Kunst wegen aus der Kunst aus und in den Alltag ein.“ Damit wäre die Entwicklung der Kunst von Richard Kriesche der letzten Jahrzehnte auch schon prägnant zusammengefasst. Für Kriesche ist Alltag allerdings nicht mit alltäglichem im Sinne einer Trivialkultur zu sehen, bei ihm nistete sich Kunst in Bereiche der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft ein. Mit Werbebeiträgen für HUMANIC kam er in die Wohnzimmer der Österreicher, mit artsat-MIR (1991) bis ins All.

Von Beginn an ging es Kriesche um eine klare Absage einer Genieästhetik zugunsten einer Entpersönlichung des Kunstwerkes. Handschrift und Geste hatten da nichts verloren. Heimische Mitstreiter von damals: Robert Adrian, Helga Philipp und Hermann J. Painitz. Belege hierfür ließen sich dieses Jahr im 21er Haus in den Ausstellungen Kinetika und Permanent loop ausmachen. Eine über diese Zeit hinausgehende umfassende Werkschau ist momentan noch in der Neuen Galerie Graz präsentiert. 2013 hatte das Haus ein 60 Werke umfassendes Kompendium angekauft, 21 Arbeiten, darunter zahlreiches dokumentarisches Material wie Fotos, Manifeste, Skizzen und diverse Drucksorten kamen als Schenkung hinzu. Alles in allem ein repräsentativer Werkblock, entsprechend auch der Titel der Ausstellung „medienblock-richard-kriesche“.

Für Kriesche indes ging es bald mit der Anerkennung des Computers als künstlerisches Medium weiter, Zahlencodes und Datenverwertung entsprachen nachgerade ideal diesem rationalen Streben nach einer Entmaterialisierung vom Werk zur Idee. Als Schlüsselerlebnis hingegen beschreibt der Künstler jenen Moment Anfang der 1970er Jahre, in dem er erstmals ein Videosystem in Händen hielt und ihm durch die Zeitgleichheit von Bild und Abbild schlagartig bewusst wurde, dass die Kunst von nun an etwas anderes sein würde. Das blieb auch so mit den weiteren technischen Entwicklungen und Kriesche machte sie sich zu nutzen für die weitere Entmaterialisierung seines Werkes.

Die Kunst musste der Kunst wegen von der Kunst ausziehen, entsprechend dazu musste Kiesche als Künstler zum Theoretiker, Wissenschaftler, Galeristen, Herausgeber und Dozent werden, um als Künstler autonom bleiben zu können.

Doch wie präsentiert man ein Œuvre, das sich zunehmend entmaterialisiert? „diese ausstellung ist die dokumentation eines arbeitsvorganges. der arbeitsvorgang ist jederzeit reproduzierbar. (…) die dokumentation ist das kunstwerk.,“ lautete es bereits 1972 zur ausstellung „videopräsentation 1“ programmatisch. Diese Haltung hat auch nach mehr als vier Jahrzehnten Gültigkeit und so ist eine überaus zeitgemäße Präsentation gelungen. Auf einen Katalog hat man konsequenter weise verzichtet, dafür die Seite www.medienblock-richard-kriesche.at eingerichtet. Tröstlich auch für jene, die es nicht mehr nach Graz schaffen sollten.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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medienblock-richard-kriesche
03.06 - 02.10.2016

Neue Galerie Graz
8010 Graz, Joanneumsviertel
Tel: +43 316 8017-9100
Email: joanneumsviertel@museum-joanneum.at
http://www.neuegalerie.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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