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Art Basel Hong Kong: Immersiv im Dauerregen

"Die Art Basel Hong Kong ist die globalste aller Kunstmessen", erklärte Über-Direktor Marc Spiegler zur Eröffnung der vierten Ausgabe der Art Basel Hong Kong. Das mag sicher stimmen in Hinsicht auf die geografische Verteilung der Aussteller, ist doch hier der Anteil westlicher Galerien geringer als in Basel oder Miami. Anderseits ist die Messe eben doch eine Regionalmesse mit spezifischen Eigenheiten. Dazu gehört, dass die auf zwei Tage gedehnte VIP-Eröffnung nicht so zahlreich besucht wird wie etwa in Basel, dafür die Messe an den restlichen Tagen umso mehr. Bis dahin sollten die Geschäfte jedoch zumindest angebahnt worden sein. Da war manchem Händler im Vorfeld wohl etwas mulmig zumute, eingedenk der flauen Konjunktur in China. Spieglers mantra-artig vorgetragene Marktweisheit lautete daher, die Galerien in Asien seien weniger betroffen von der Konjunkturdelle als das Auktionsgeschäft. Belegen lässt sich das natürlich nicht. Ob es in diesem Zusammenhang wirklich so klug war, dass Jürg Zeltner, President Global Wealth Management der UBS, auf der Eröffnungspressekonferenz von Kunst als „Asset Class“ sprach? Eigentlich ist das zur Zeit eher ein Schimpfwort. Befragt nach der Rolle von Kunst als Anlageklasse, erklärte Spiegler daher im Gespräch: "Den besten Return on Investment hatten in der Vergangenheit nicht die Leute, die aus Investmentgründen Kunst gekauft haben, sondern die, die mit dem Herzen gekauft haben." Selbst dann brauche man allerdings guten Rat. Den hätten die Aussteller wohl zum Teil ebenfalls gebrauchen können. Die Spannbreite des Angebots war jedenfalls deutlich größer, als man sie aus Basel gewohnt ist. So wollten einige Erstaussteller mit ihren Präsentationen offensichtlich ein Statement abgeben. Mehdi Chouakri aus Berlin zeigte lediglich eine wandfüllende Arbeit von John Armleder und ein Arrangement aus gebrauchten Gemälden von Hans-Peter Feldmann. gb agency aus Paris reiste mit einem Schock-Video von Omer Fast und staubtrockener Konzeptkunst von Ryan Gander an. Die Galerie nächst St. Stephan brachte neben den gewohnten Positionen die chinesische Post Internet-Künstlerin Ying Miao mit, die in ihren Leinwänden die visuelle Sprache von Apps untersucht. Andere, besonders Großgalerien, ließen es sich nicht nehmen, mittelformatige oder -mäßige Kunst musealer Künstler mitzubringen – um sich zum Teil anschließend zu wundern, dass die Umsätze sich in Grenzen hielten. Denn die Sammler, auf die solche Ware abzielt, hielten wegen der konjunkturellen Lage die Hand wohl eher auf der Brieftasche als die Institutionen, die wegen der anspruchsvolleren Positionen mittlerweile aus ganz Asien anreisen. Angekommen ist die Art Basel in Hongkong, richtig heimisch geworden ist sie offenbar noch nicht. Dafür ticken der Markt und die asiatische Kultur vielleicht einfach zu anders. Das lernt wohl auch Sponsor BMW gerade. Cao Fei, die erste chinesische Künstlerin, die ein BMW Art Car gestalten darf, kann mit dem klassischen Konzept Auto - individuelles Eigentum einer großen Maschine mit Verbrennungsmotor - wenig anfangen. Ein Blick auf Hongkongs Straßen trägt da einiges zur Erklärung bei. Der einheimische Künstler Samson Young durfte rund um das Messezentrum das Ergebnis seiner Art Journey präsentieren. Der elektronisch-akustische geführte Gang durch das von Großbaustellen geprägte Areal sollte eigentlich in einer multimedialen Verarbeitung seines in aller Welt zusammengetragenen Klangarchivs werden, in die der Besucher eintauchen konnte. Im tagelangen Dauerregen ging dieses Erlebnis jedoch ein wenig unter. Als ziemlicher Reinfall erwies sich die zweite Ausgabe der Art Central, deren Eigentümer einst die ArtHK an die Art Basel verkauft hatten. Wer gehofft hatte, hier mehr asiatische Kunst zu sehen, wurde hier zwar fündig. Die Qualität war jedoch meist eher fragwürdig.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Basel Hong Kong
24 - 26.03.2016

Hong Kong Convention and Exhibition Centre
Hongkong, 1 Expo Drive, Wanchai
http://www.artbasel.com


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