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Emilio Vedova: Ein Leben für ein Werk

Großformatige Bilder und auch einige Zeichnungen des berühmten italienischen Malers Emilio Vedova sind derzeit in der Villa Kast in Salzburg zu sehen. Es ist dies die erste Einzelausstellung des Künstlers bei Thaddaeus Ropac. Dabei handelt es sich um Arbeiten aus den Jahren 1980 bis 1985. Diese Werke hatten in den Achtziger Jahren einen gewissen Einfluss auf die jüngere Generation von (italienischen) Malern wie die Teilnahme Vedovas an der documenta 1982 zeigt. Das Phänomen Emilio Vedova - als Mensch und als Künstler - liegt vor allem in seinem Erleben des 20.Jahrhunderts und an seiner Heimatstadt und Lebensort Venedig. Ein Ort, dessen Farben und Lichtstimmungen Maler über Jahrhunderte hinweg inspirierte. Vedova, 1919 als drittes von sieben Kindern eines Malers und Stuckateurs in Venedig geboren, fing schon früh an mit den Farben seines Vaters zu experimentieren. Ein Studium kam auf Grund von Geldknappheit und der politischen Umstände nicht in Frage. 1938 war er 19 Jahre alt und ging nach Florenz und später ins Sarntal. Dort malte er erste Eindrücke der Umgebung, zog herum und hatte 1940/41 seine erste Ausstellungsbeteiligung in Venedig. Nachdem Mussolini am 25. Juli 1943 vom König Vittorio Emanuele III seiner Ämter enthoben und verhaftet wurde und nachdem die Deutschen in einem Handstreich Mussolini wieder eingesetzt hatten und die Herrschaft der Vierzig Tage installierten, musste Emilio Vedova wie so viele andere Antifaschisten fliehen. Er kam schließlich nach Belluno, wo er sich den Partisanen anschloss und bei Kämpfen verletzt wurde. 1945 erlebte er die Befreiung im Krankenhaus. Jene antifaschistische Haltung, die ihn Gleichgesinnte finden ließ, drückte sich auch in dem Manifest „Jenseits von Guernica“ vom 2. Mai 1946 aus, das er gemeinsam mit anderen Künstlern unterzeichnete. Vedova lebte in der Nachkriegszeit auch in Paris und in einer Hütte im Grödnertal. 1951 sollte er seine erste Einzelausstellung in New York bei Catherine Vivano haben. Dieser Rekurs auf Vedovas frühes Leben ist wesentlich für das Verständnis seiner Malerei. Die große Geste die wir in den großformatigen Bildern sehen, entspricht der Dramatik seines Lebens und der Existenz an sich, wie Emilio Vedova sie verstand. Seine Dynamik, die Wucht der Pinselführung, die Kontrastierung von Schwarz und Weiß, die Theatralik der Farbgebung und –setzung sind ein Äquivalent für die Conditio Humana, wie Emilio Vedova sie erlebt und besonders in der Mitte des 20. Jahrhunderts erfahren hatte. Die malerischen Mittel, die Vedova in seinem Werk anwandte, sind der europäischen Strömung des Abstrakten Expressionismus oder der Informel zuzuordnen. Vedova verstand sich aber auch in der Tradition der italienischen Malerei von Venedig stehend. Vor allem Jacopo Tintorettos Ausgestaltung der Scuola Grande di San Rocco beschäftigte Emilio Vedova sein Leben lang. Bereits 1936 begann er die einzelnen Sujets nachzumalen, tat dies wiederum in den fünfziger Jahren erneut und noch einmal etliche Jahre später. Es ist die Erfassung der Farbigkeit, die Tintoretto im 15. Jahrhundert anwandte, dann die der Komposition, die Vedova in kurzen, wenigen Strichen dynamisch skizzierte. 2013 gab es eine von Germano Celant kuratierte Ausstellung in San Rocco, die die beiden Malerpersönlichkeiten nebeneinander stellte. Die Ausstellung von Emilio Vedova bei Thaddaeus Ropac macht eine erneute Auseinandersetzung mit dem Werk des 2006 verstorbenen Malergiganten möglich. Die kraftvolle Aussage des Künstlers ist in den Arbeiten spürbar, die einen Glanzpunkt des europäischen Abstrakten Expressionismus darstellen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Emilio Vedova
19.03 - 07.05.2016

Galerie Thaddaeus Ropac
5020 Salzburg, Mirabellplatz 2
Tel: +43 - 662 881 393, Fax: +43 - 881 39 39
http://ropac.net
Öffnungszeiten: Im August Mo-Sa 10-18 h
Di-Fr 10-18, Sa 10-14 h


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