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Bernhard Leitner - Ton - Raum - Skulptur: Rollende Celli, tropfendes Flüstern

Skizzen, Fotografien, Lochkarten: Die Ausstellung von Bernhard Leitner in der ZeitKunst Niederösterreich (die bedauerlicherweise nicht mehr lange in dieser Form existieren wird) beginnt denkbar unspektakulär. Etwas gar nüchtern, möchte man meinen. Denn die Soundarbeiten des 1938 geborenen Kosmopoliten, geboren in Feldkirch, sind vor allem eines: überaus sinnlich. Wer jemals in seinem „Ton-Feld“, das er 1992 an der Wiener Lassallestraße installierte und das derzeit gerade renoviert wird, stand, wird dieses Erlebnis nie vergessen. Leitner baut Räume aus Tönen. Da tropft Flüstern von der Decke, wandert Sound im Zick-Zack über einen Anzug, rollen Cello- und Perkussionstöne unter den Füßen des Besuchers, der Besucherin durch, springt der Sound einer Bassklarinette aus steinernen Blöcken in die Höhe, rieseln klirrende Töne von Regenschirmen (sie werden von den etwas exotischen Instrumenten Trautonium und Theremin erzeugt), pflanzen sich elektronische Geräusche über verschlungene Schläuche fort, flitzen Sounds an Rücken und Beinen entlang, sobald man auf der „Ton-Liege“ Platz genommen hat. In seinem New Yorker Loft ersann Leitner, wie sich in den Fotos und Skizzen des ersten Raums zeigt, seine Installationen, brachte es zuwege, Lautsprecher so zu installieren, dass sie mit ihrer Bespielung Räumlichkeit suggerierten. „In einer Halle in New York wurden einfache Strukturen errichtet, an denen verschiedene räumliche Ton-Bewegungen studiert wurden: das Abfallen einer vertikalen Ton-Linie, Ton oberhalb und unterhalb einer sich bewegenden Person kreuzend, das gerichtete Führen einer Ton-Linie. Nähern und Entfernen, verschiedenen Neigungswinkel einer geraden Ton-Linie im Raum, schleifenartige Ton-Bewegungen in horizontalen und vertikalen Rasterflächen“, notierte Leitner 1977 in seinem „Ton-Raum-Manifest“. Die Tonkunst von Bernhard Leitner vermag noch immer zu verblüffen. Schade nur, dass man den „Trag-Raum“ und den „Ton-Anzug“, beide aus den 1970er-Jahren und eigentlich direkt am Körper zu tragen, nicht mehr anziehen kann. -- Die Galerie Georg Kargl zeigt von 18.3. bis 30.4. die Installation Watching The Sound von Bernhard Leitner. www.georgkargl.com/de/box/ausstellung/bernhard-leitner-watching-the-sound
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Bernhard Leitner - Ton - Raum - Skulptur
05.03 - 31.07.2016

Landesmuseum Niederösterreich Shedhalle
3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
Tel: + 43 2742 90 80 90
Email: office@zeitkunstnoe.at
http://www.zeitkunstnoe.at
Öffnungszeiten: Di-So 9-17 h


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