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Constanze Ruhm - RE: REHEARSALS (no such thing as repetition): Geisterbahn mit Campingstuhl

Auf einer afrikanischen Insel leben Schauspieler in Geistergefängnissen. Sie hatten erwartet, am Strand zu baden, als sie ankamen. Und nun irren sie durch das Dunkel. Diese unheimliche Geschichte erzählt eine sonore Frauenstimme in Constanze Ruhms jüngstem Filmprojekt „Panoramis Paramount Paranormal“. In ihrer Ausstellung verteilt es sich auf mehrere Screens und wird, darüber hinaus, in Form von Foto- und Archivmaterial präsentiert. Ausgehend von den (abgebrannten) Studios de Saint-Maurice nahe Paris, an deren Ort Anfang der 1970er-Jahre eine Wohnanlage errichtet wurde, setzt Ruhm assoziative Bezüge: Schauspielerinnen proben die französische Aussprache eines Satzes. In einer Found-Footage-Sequenz tanzen Menschen durch den Wald. Vor Bildern des Silvariums der Pariser Bibliothèque Nationale wird über das Verhältnis von Natur und Künstlichkeit reflektiert.

Wie verhalten sich Schauspielerinnen und Regisseure zueinander? Was passiert mit den Orten, an denen Filme gedreht werden, wenn ebendies dort nicht geschieht? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen dem Kino und dem Verdrängten, Geisterhaften? Fragen wie diesen geht Ruhm in ihren Filmen nach, die hier auf verschiedene Art präsentiert werden – in einem Kino, auf Monitoren (vor denen man in wackeligen Campingstühlen, die direkt aus den entsprechenden Filmen entnommen scheinen, sitzt), auf schwebenden Projektionsflächen; dazu eine Reihe von Fotografien und Objekten. Die Ausstellungsarchitektur von Golmar-Mina Kempinger-Khatibi, die den Grundriss zweier 16-mm-Filmspulen aufnimmt, lässt die Arbeiten – den Kern bildet Ruhms Werkkomplex X CHARACTERS (2001_2013) – zueinander in eine offene Kommunikation treten. Das Prozessuale, Fragmentarische, Übergreifende und Wiederkehrende bestimmen diese Installation – bestimmte Themen und Figuren, auch manche Schauspielerinnen wie etwa der Burgstar Caroline Peters tauchen immer wieder auf, wenn Ruhm Filmgeschichte, vor allem jene der Nouvelle Vague, aus einer liebevoll-kritischen Haltung heraus seziert und weiterspinnt. Es ist eine dichte, komplexe und theoriegesättigte Arbeit – mit erheblicher ästhetischer Verführungskraft und manchmal unvermutet komischen Elementen.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Constanze Ruhm - RE: REHEARSALS (no such thing as repetition)
26.09.2015 - 24.01.2016

Landesmuseum Niederösterreich Shedhalle
3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5
Tel: + 43 2742 90 80 90
Email: office@zeitkunstnoe.at
http://www.zeitkunstnoe.at
Öffnungszeiten: Di-So 9-17 h


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