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Olaf Metzel. Deutsche Kiste.: Ein Wiedersehen

Die Ausstellung „Deutsche Kiste“ zeigt ausgewählte Arbeiten von Olaf Metzel, Skulpturen vor allem. So erinnert die Ausstellung an den Skandal, den Metzel 2006 mit seiner Installation „Auf Wiedersehen“ in Nürnberg entfachte. Dieses Mal aber geht es vergleichsweise friedlich ab. Die Installation „Auf Wiedersehen“, 1996/2015, setzt sich aus demolierten Handballtoren, einer zertrümmerte Zuschauertribüne und verhedderten Tornetzen zusammen und bildet so ein dreidimensionales Bild der Dialektik von Massenevent und des ihr innewohnenden Gewaltpotenzials. In diese Arbeit hat Metzel zudem das Banner „In einer öffentlichen Halle ist nie ein Mensch zum fegen da“, 1996/2014, gehängt. Dieser Ausspruch Ernst Jüngers diskutiert die „Lieblosigkeit“, mit der Öffentlicher Raum oftmals behandelt wird und spielt gemeinsam mit der Installation an den Skandal, den Metzels Installation „Auf Wiedersehen“ anno 2006 auf dem Marktplatz Nürnberg entfachte, an. Während der Fußball-WM im eigenen Lande hatte der Künstler damals den „Schönen Brunnen“, eine der Tourismusattraktionen der Stadt, mit ausgedienten Zuschauertribünen aus dem Berliner Olympiastadion umhüllt, so dass der Brunnen nicht mehr sichtbar war – was der „Volkszorn“ Metzel sehr übelnahm, die Arbeit musste unter Polizeischutz aufgebaut werden. Die Präsentation „Deutsche Kiste“ will knapp 10 Jahre später an diesen Moment erinnern und dabei das Werk des Künstlers in größerem Rahmen im Museum vorstellen. So sind hier etwa die scheinbar zerknüllten Skulpturen aus den letzten Jahren zu sehen, in denen Metzel vergrößerte Zeitungsseiten auf Aluminiumplatten druckt und anschließend in die zerknüllte Form bringt. Wie weggeworfen und gleichzeitig monumental muten diese Arbeiten an, in denen der Inhalt der ausgewählten Zeitungsseiten, besonders die mehr oder weniger gut lesbaren Schlagzeilen, collagenartig dem Zuschauer um die Augen gehauen wird. Zudem sind z. B. die Soundinstallation „Parkhaus Bremer Platz, Ebene 4“, 1997, die das Geräusch eines gegen die Wand fahrenden Autos abspielt, und die Skulptur „Idealmodell PK/90“, 1987, ausgestellt. Letztere Arbeit ist ein überdimensioniertes Modell einer berühmt-berüchtigten Polizeipistole, der „Walther PK/90“, die Metzel damals vor das Kanzleramt im Bonn gelegt hatte – der Skandal war vorprogrammiert. Hier, im Foyer des Museums liegend, erregt „Idealmodell PK/90“ keine Gemüter mehr, aber sie erinnert immer noch an die Zeit der „Studentenunruhen“ in Deutschland, wurde doch der demonstrierende Student Benno Ohnesorg 1967 von einem Polizist mit eben dieser Waffe erschossen. Dass die Frage von Polizeigewalt gerade heute, also angesichts der aktuellen Terrorgefahr, immer noch eine brenzlige ist, zeigt dass Metzels Themen „nicht in die Jahre kommen“ und stets offene Wunden bleiben.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Olaf Metzel. Deutsche Kiste.
13.11.2015 - 14.02.2016

Neues Museum - Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg
90402 Nürnberg, Klarissenplatz
Tel: +49 911 240 200, Fax: +49 911 240 20 29
Email: info@nmn.de
http://www.nmn.de/
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 h


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